Wobei eine reine Klarheit man nie bekommt.
Denn man kann als Aussenstehender nicht unterscheiden, ob z.b. Intel Probleme hat oder AMD einfach noch schneller entwickelt.
Man stelle sich vor, AMD hätte für die Entwicklung von Zen etwas länger gebraucht und Intel würde noch immer gegen die 28nm-Bulldozer konkurrieren. Denn dann hätte Intel wohl keinen 8700K mit noch mehr Takt (4,7 Ghz) sowie noch mehr Kernen gebracht (6 statt 4).
Sehr offensichtilch ist auch der Kaby Lake mit 7700K, wo Intel wohl wegen einem zukünftigen Konkurrenten nochmals 300 Mhz gegenüber den 6700K draufgelegt hatte. Dieser ist 2-3 Monate vor RyZen-Desktop am Markt gekommen, so wie die Kaby Lake Mobil CPUs mit 4-Kernen bei 15W ebenfalls 2-3 Monate vor RyZen-Mobile am Markt kam.
Ohne RyZen hätte Intel wohl weiterhin CPUs mit knapp über 6700K-Niveau (4,2 Ghz) verkaufen können und diese bis zur wirtschaftlichen 10nm-Einführung jedes Jahr einen +100 Mhz an Single-Thread-Takt drauflegen können, wie sie es in der Vergangenheit machten.
2008 (3,5 Ghz) - Core i7-960
2009 (3,6 Ghz) - Core i7-975 XE - 45nm
2010 (3,7 Ghz) - Core i7-990X --- 32nm
2011 (3,9 Ghz) - Core i7-2700K
2012 (3,9 Ghz) - Core i7-3770K -- 22nm
2013 (3,9 Ghz) - Core i7-4770K
2014 (4,4 Ghz) - Core i7-4790K -- 22nm
2015 (4,2 Ghz) - Core i7-6700K -- 14nm - 7 Jahre nach 960er ganze +700Mhz
2016
2017-Q1 - (4,4 Ghz) - Core i7-7700K - 3 Monate vor Zen
2017-Q4 - (4,7 Ghz) - Core i7-8700K - 7 Monate nach RyZen 1
2018-Q2 - (5,0 Ghz) - Core i7-8086K - 3 Monate nach RyZen 2
1)
9 Jahre nach 960er hatte der Core i7-7700K nur eine +900Mhz höheren TurboTakt.
2)
Obwohl sich 14nm von Anfang 2014 auf Ende 2014 verschob, gab es etwas mehr als 2 Jahre nach der 14nm-Einführung (Herbst 2014) im 1Q-2017 eine 14nm-CPU die mit 4,4 Ghz einen Takt wie eine alte 22nm-CPU ( Core i7-4790K ) hatte.
Ohne RyZen hätte Intel wahrscheinlich den 10nm-Connanlake 2017 auch so bringen können
2014 (4,4 Ghz) - Core i7-4790K -- 22nm
2015 (4,2 Ghz) - Core i7-6700K -- 14nm
2016
2017 - (4,0 Ghz) - Core i7-7700K - 10nm ???
Warum nicht auch mit so mit 10nm.
Denn Intel wurde ja über Jahre stetig hochgejubelt, nachdem sie in 7 Jahren nur +700 Mhz zulegen konnte und dann mit 14nm den Takt vorerst um 200 Mhz (4,2 statt 4,4 Ghz) zurückschraubte. Da wäre ein weiterer Rückgang bei 10nm um 200 Mhz auf 4,0 Ghz auch nicht wirklich aufgefallen, weil die Masse ständig jubelt, dass Intel sich das aufgrund dem Vorsprung auf AMD sichs hätte leisten können.
Dazu eine Artikeln vom 1.Augst.2016
http://www.pcgameshardware.de/Cannonlake-Codename-261775/News/10-nm-Produktion-2016-1203286/
Demnach sollen die Anlaufkosten für die Fertigung in 10 Nanometer in der zweiten Jahreshälfte 2016 "ziemlich signifikant ansteigen". Der größte Brocken werde im jetzt laufenden, dritten Quartal gestemmt, weitere Kosten würden aber auch noch im vierten Quartal anfallen. Das hört sich so an, als könnte Intel dieses Jahr noch die Risikoproduktion in 10 nm starten. Das wäre insofern wichtig, da 2017 die ersten Cannon-Lake-CPUs in 10 nm in den Handel gelangen sollen.
Komisch, im 1.August.2016 war ein signifikanter Produktions-Anstieg der des 10nm-Cannon-Lakes geplant und dann kam 5 Monate später der 7700K mit veraltendem 14nm, aber mit einem deutlichen Takt-Sprung (aber auch nur) auf 22nm-Niveau.
Und dann hat man noch 2018 mit einem 5Ghz-Core i7 8086K draufgelegt.
Klar, mit (sagenwirmal) 4,0 Ghz wären die Yields bei einem Verkaufspreis von 300-500 $ im Jahr 2017 ohne RyZen-Konkurrenz vielleicht noch in Ordnung gewesen. Und damit die niedrigen Max-Takt nicht so auffallen, hätte Intel diesen vielleicht noch mit 6 statt 4 Kernen bestücken können, was wegen der höheren Effizienz von 10nm die logische Folge gewesen wäre.
Also, jene Yield bzw. Produktions-Qualität, die bei 4,0 Ghz Single-Turbo-takt noch in Ordnung gewesen wäre, könnte bei geforderten neuen 4,4 Ghz @ 2017 vielleicht wieder mieserable sein.
Das gleiches Spiel könnte auch 2017 gegeben haben, wo Intel ja die 10nm noch für Ende 2017 versprochen hatte. Zwar könnte die 10nm-Yield bei 4,4 Ghz im Jahr 2017 deutlich gestiegen sein könnte, aber schlussendlich brachte Intel danach oder stattdessen den 8086K @ 14nm mit 5,0 Ghz-Turbo-Takt.
Fazit:
Deshalb muss man unterscheiden, ob einfach nur die Konkurrenz schneller entwickelt, oder Intel selber die Probleme hat. Wie im vorigen Beitrag geschrieben, ist der RyZen 1 mit 4,1 Ghz-Turbo-Takt im Jahr 2017 auch noch 100 Mhz kleiner als der Bulldozer1 mit 4,2 Ghz-Turbo-Takt im Jahr 2011. Der Große Unterschied liegt in der Effizienz [darausfolgend die 8-Core-SMT statt 4-Core-CMT] sowie der Single-Thread-Performance.
Nachdem Intel innerhalb von 1,5 Jahren den Turbo-Takt um 800 Mhz von 4,2 auf 5,0 Ghz steigerte, nachdem Intel davor in 7 Jahren nur +700Mhz steigern konte, ist "die Verspätung" oder einfach die verspätete Einführung von der neuen Fertigung nicht wirklich verwunderlich.
Erst recht, wenn Intel (22nm auf 14nm) wie AMD (28nm auf 14nm) bei den letzten Struktur-Einführungen von kleineren Strukturen mit Turbo-Takt-Rückgängen in den Markt kamen.
Ich denke, dieses Turbo-Max-Takt-Problem ist AMD bei Zen bewusst aus dem Weg gegangen und hat stattdessen einige Architektur-Techniken bei Zen verwendete, die Zen deutlich effizienter machte (mit dem High-Density-Verfahren) sowie deutlich schneller IPC-mäßig in die Breite entwickelten (mit automatischer Architektur-Entwicklungs-Tool) sowie diese schneller & einfacher in das Design (mit IP-Technik & MCM 2.0-Technik) verbauen lässt.
Damit konnte AMD vielleicht die Zen-Architektur eben schon 2017 statt 2018/19 bringen [automatischer Architektur-Entwicklungs-Tool], sowie die Zen-Kerne voll auf IPC-High-Performance [High-Density-Verfahren]] schon mit 8-Kernen bringen. Beides natürlich auf kosten des Turbo-Max-Taktes.
Und diese Strategie passt zur Foundry-Fertigung, die ebenfalls nicht auf Maximale Turbo-Takte entwickelt wird, aber dafür deutlich einfacher & billiger und früher fertig wird. Deshalb hat der RyZen 2 mit +250 Mhz Turbo-Takt ja auch nur mäßig mit zusätzlichen +10W-TDP zugelegt.
Nicht viel anders wird es wahrscheinlich mit 7nm passieren, wo der RyZen 3 vielleicht auch nur 4,0 Ghz Basis und 4,2-4,3 Ghz Turbo-Takt kommen wird. Aber genau diesen niedrigen Takt will AMD wohl mit einer höheren IPC des Zen3 kompensieren [den AMD wegen der automatischen Architektur-Tool-Entwicklung IPC-breiter als üblich im selben Zeitrahmen entwickeln konnte], um für Gamer seitens der Performance doch nochmals zulegen zu können. Für den Server- & Notebook-Markt ist Zen2 weniger wichtig als die Effizienz der 7nm-Fertigung.
Und so hätte AMD, falls es stimmen mag, eine Klare & Abgestimmte Architektur- & Fertigungs-Entwicklung für alle Märkte (Server, Notebook, Gaming-Desktop), die die Probleme neuer verkleinerte Fertigungs-Strukturen ziemlich optimal berücksichtigen mag.
Schlussendlich darf nicht vergessen werden, dass AMD bei der 14nm-Einführung keine Fertigungs-Problemen (Yield oder Takt) hatte. Intel dagegen sehrwohl. Und zaubern kann AMD ja auch nicht. Vielleicht liegt es nur an den neuen Konzepten