Also vorneweg: bin schon seit langem Notebookcheck-Leser und von der Qualität der Testberichte sehr angetan, bin allerdings auch Adblocker-Nutzer, wobei der hier selbstverständlich abgeschaltet ist.
Ich frage mich nun natürlich schon, ob auch ich einer dieser "Trittbrettfahrer" bin, der dem Qualitätsjournalismus des Internets über kurz oder lang den unverdienten Todesstoß versetzen wird. Ich glaube allerdings nein!
Ich finde es etwas schade, dass der Autor mit seiner sehr interessanten und differenzierten Darstellung vor allem zum Ende hin leider etwas einseitig und polemisch wird.
Ich teile den Wunsch des "Ad-Blocker-Anbieters" nach weniger aufdringlicher, kundenfreundlicherer Werbung, die dann selektiv erlaubt wird, allerdings aus ganz praktischem Grund: zu viel und übertriebene Werbung kann in bestimmten (nicht seltenen!) Fällen nämlich durchaus ein großes Problem für den Internetnutzer sein.
Der große Teil der Internetnutzer surft nunmal entweder mit genau den millionenfach verkauften Billig-Computern, die hier in den Tests in schöner Regelmäßigkeit verissen werden oder mit deutlich veralteter Hardware, in beiden Fällen häufig aus finanziellen Gründen. Mit solchen Geräten kann man auf überfrachteten Seiten jede wunderschöne Werbeanimation einzeln dabei beobachten, wie sie langsam erscheint.
Insofern wäre es sehr wohl wünschenswert, mit reduzierter Gestaltung auch denen Werbung näher zu bringen, die im zu kleinen Arbeitsspeicher keinen Platz für haufenweise lahme, viel zu große Flash- und Java-Inhalte übrig haben.
Diesen Nutzern solche Inhalte aufzuzwingen, wäre wie als würde man dem Rasenmäher-Twingo des Autors für jedes Lebensjahr einen schönen 100-Kilo-Betonklotz in den Kofferraum werfen. Da würde sich der Autor dann auch ärgern, dass er nicht mehr vom Fleck kommt und sich nach Möglichkeiten umschauen, diese Klötze loszuwerden, vor allem angesichts der Tatsache, dass er sie problemlos transportieren könnte, wenn sie nur nicht ganz so groß und schwer wären. Ihn dafür aber gleich pauschal und wenig schmeichelhaft als "Trittbrettfahrer" zu bezeichnen, das halte ich doch für sehr streng.
Zu wenig wird meiner Meinung nach auch auf die "Trittbrettfahrer" der anderen Seite eingegangen, die in feinster Goldgräber-Manier ihre qualitätsfreie Internetseite einzig und allein zu dem Zweck betreiben, mit haufenweise Werbung möglichst schnell möglichst reich zu werden.
Sie tragen auch einen Teil der Verantwortung dafür, dass Werbung bei so vielen regelrecht verhasst ist und deshalb bin ich der Meinung, dass der Internetnutzer mit Hilfe des Adblockers sehr wohl diesen Seiten ausdrücklich diese Art von Unterstützung entziehen und sie anderen Seiten wiederum ausdrücklich gewähren können sollte.
Mir wird wohl niemand widersprechen, wenn ich feststelle, dass im Internet sehr viel Müll zu finden ist, der häufig auf den ersten Blick nicht als solcher zu erkennen ist. Und genau hier kann der Adblocker bei der Entsorgung helfen.
Ich verstehe den Einwand des Autors, dass dieses System im Moment nicht funktioniert, weil Werbung von den allermeisten Adblock-Nutzern dann ausnahmslos vollständig und auf allen Seiten geblockt wird.
Was ich aber nicht verstehe: auch für dieses Problem gibt es durchaus Lösungsansätze, warum heißt es am Ende immer ganz oder gar nicht, wobei beide Seiten keinerlei Verständnis füreinender aufbringen können?
Ich kann natürlich nur aus meiner Erfahrung sprechen, aber folgender Ansatz funktioniert zumindest bei mir sehr gut: Wie wäre es mit einem kleinen Hinweis, zentral platziert und immer sichtbar (hier vielleicht ganz oben irgendwo in der Nähe des Notebookcheck-Logos)? Und von dort wird auf eine Erklärung verlinkt, zusammen mit einer Anleitung für die populärsten Adblocker, wie man Werbung selektiv für eine bestimmte Seite erlauben kann. Das wird ja wohl aus juristischer Sicht keine Klickaufforderung sein. Diese Erklärung/Anleitung könnte man außerdem regelmäßig (monatlich?) zwischen den Testberichten platzieren. Bei mir bekommt jede Seite eine Chance, die mich freundlich auffordert (und damit meine ich freundlich erklärt und nicht durchsetzt mit pauschalen Anschuldigungen!) und wenn dann mit der Werbung so vorbildlich umgegangen wird wie bei Notebookcheck, dann bleibt der Adblocker auch deaktiviert. Ich bin mir sicher, dass man damit noch einige mehr erreichen könnte.
Wäre das hier bei Notebookcheck so undenkbar? Adblocker werden inzwischen von Millionen benutzt, ihr müsst euch doch damit arrangieren, düstere Zukunftsszenarien vom Webseiten-Sterben in der Internet-Wüste werden da niemanden beeindrucken. Ihr wisst doch auch, dass immer mehr Leute im Internet ihr Glück versuchen und auf jede "gestorbene" Webseite wahrscheinlich mehrere neue (auch qualitativ hochwertige) gegründet werden.
Dass wegen hoher Abgaben Elektronikgeräte unerschwinglich werden, das ist wohl ausgeschlossen. Bisher sind die steigenden Abgaben im Preiskrieg der Elektronikkonzerne verschwunden und die Preise bei den meisten Geräten weiter gesunken. Gut möglich, dass das irgendwann nicht mehr der Fall sein wird und die Preise auch wieder etwas steigen, aber garantiert nicht ins "Unerschwingliche". Es wird heute so wahnsinnig viel Geld für Elektronikschrott ausgegeben, dass man bereits mit einer geringen relativen Preissteigerung sehr viele sehr große Verlage am Leben halten könnte.
Es wäre langsam an der Zeit sich mit bestimmten unaufhaltsamen Entwicklungen im Internet abzufinden (Adblocker gehören dazu) und zu versuchen, ein gewisses Verständnis dafür aufzubringen.
Natürlich werden viele, die mal schlechte Erfahrungen in Verbindung mit Werbung gemacht haben (Viren, Abofallen etc) einen pauschalen Hass auf jegliche Werbung entwickeln. Und natürlich ist das euch gegenüber ungerecht, aber ist das wirklich so verwunderlich? Ist das nicht irgendwie auch nachvollziehbar?
Akzeptiert einfach, dass Adblocker benutzt werden und geht auf die Nutzer zu, nicht nur in einem großen Artikel sondern dauerhaft und vor allem mit mehr Verständnis.
Wie viele ihr damit am Ende wirklich überzeugen könnt, weiß natürlich niemand. Ich glaube aber nicht, dass ich der einzige bin, bei dem es funktioniert. Insofern würde ich sagen, den Versuch ist es wert, denn eins ist wohl klar: die Chancen stehen besser als bei der "Trittbrettfahrer"-Beschuldigung, das hat inzwischen so ziemlich jede Webseite durch und gebracht hat es genau nichts!
Wenn ihr nicht pauschal mitverurteilt werden wollt für den Mist, den manch andere Seite mit Werbung anstellt, dann machts doch einfach bei den Adblockern besser und pickt euch die raus, die beim Trittbrettfahren auch mal Ausnahmen machen können ;)