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iPad Mini 4 Langzeitrezension

Started by RobertJasiek, February 07, 2025, 19:08:19

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RobertJasiek

iPad Mini 4 Langzeitrezension


Hintergrund

An ein Tablet (oder Detachable mit ungenutzter Tastatur) habe ich nur wenige Anforderungen, die in dieser Kombination allerdings nicht angeboten werden: kleines Displayseitenverhältnis (ca. 4:3 ist ideal), geringe Displayspiegelung, kein Displayflimmern (PWM), 10+h WLAN-Akkulaufzeit drinnen, gesetzeskonformes Betriebssystem (d.h. Datenschutz und Privatsphäre), mindestens 7 Jahre Sicherheitsupdates, flexibles geräte- und netzwerklokales Dateimanagement, flüssige Bedienung im Idle, handhaltbar, anständiger Preis.

Ich wollte immer ein Windows-Tablet haben und ungefähr 2010 begann ich, nach einem Ausschau zu halten, aber bis heute ist immer noch kein überzeugendes erschienen. Android wäre wegen Datenklaus, kurzen Updates usw. immer nur eine Notlösung gewesen und die paar besten Android-Tablets hatten starke Displayspiegelung, Hitze oder zu große Displayseitenverhältnisse. Linux ist für Tablets selten. Also kamen iPads in Erwägung, obwohl Apple und iOS unter vielen Windows-Nutzern schon 2010 folgenden Ruf hatten: kundenfeindlich, wartungsfeindlich, Walled Garden, nutzungsfeindliches Dateimanagement, überteuert.


Kauf

Das iPad 1 erschien 2010, war aber kaum attraktiv. Das iPad 2 war das erste wirklich brauchbare iPad. Das iPad Air 1 war das erste iPad mit überzeugendem Gehäuse. Ernsthaft zu kaufen erwog ich aber erst 2014 das iPad Air 2 wegen der Displayspiegelungsreduktion mit Violettstich, aber es spiegelte für meinen Bedarf etwas zu stark. Das änderte sich dann 2015 mit dem iPad Mini 4, dessen Displayspiegelungsreduktion einen leichten Indigostich hat, aber jedenfalls gerade so für die Nutzung im Freien brauchbar wurde.

Das iPad Mini 4 erschien am 9.9.2015 ab €389 für 16GB. Ich ging zum Apple-Store zur Displayinspektion und für Fragen nach Dateimanagement von Dateien mit Nicht-Standard-Dateiformaten, aber mehrere Mitarbeiter konnten mir keine Lösung benennen, sodass ich mit stark eingeschränkter Funktionalität rechnen musste. Nun hatte ich mir für ein Tablet mit nicht vom Nutzer tauchbarem Akku etwa €300 als Limit gesetzt und wartete daher auf Schnäppchen. Für ein paar Stunden am 22.12.2015 gab es eins, ich kaufte für €340 und erhielt es am 24.12.2015 (Heiligabend).


Weihnachten

Das iPad hatte ich mir also quasi selbst als Weihnachtsgeschenk beschert, aber es war das Weihnachtsgeschenk meines Lebens, bei dem am wenigsten ein entsprechendes Gefühl aufkommen wollte. Ich war nämlich die Weihnachtstage 2015 damit beschäftigt herauszufinden, ob und ggf. wie ich Dateien zwischen iPad und Windows-PC transferieren könne. Nach vergeblichem Probieren von etwa zwei Dutzend Tools fand ich schließlich nebst dem obligatorischen iTunes je ein Freewaretool fürs iPad und den Windows-PC, um zumindest Dateien mit Mainstreamdateiformaten per LAN zu transferieren. Nicht-Standard-Dateiformate funktionierten wie erwartet bis auf Weiteres nicht.


Hardware

Mein iPad Mini 4 ist rückseitig silbermetallig und vorderseitig glasbedeckt über weißem Kunststoff. Die Metallschale ist außerordentlich robust, hielt mehrere Jahre kratzerlos und hat erst in den letzten Jahren leichte Kratzer aufgenommen. Die frühe Ausführung des iPad Mini 4 hatte rückseitig eine schwarze Kunststoffausparung fürs WLAN, aber meine Ausführung ist hinten Vollmetall; trotzdem ist die WLAN-Reichweite in jede Richtung durch eine Mauer mindestens 30m - beeindruckend! Obwohl mir das iPad in letzten Jahren bei zunehmender Unachtsamkeit wegen fehlenden Restwerts ein paar Mal aus 40 bis 70cm Höhe im Wohnzimmer auf den Boden gefallen ist, ist das vorderseitige Glas unbeschädigt. Vermutlich liegt das auch daran, dass die Metallschale an den Seiten herumgreift. Sie ist dort nach hinten abgerundet, noch vorne aber mit schräger, harter, sonnenlichtspiegelnder Kante, vermutlich um Apple trotz schraubenlosen Gehäusedesigns ein Öffnen mittels Spezialgeräten zu ermöglichen.

An den Seiten gibt es die Knöpfe Power, Lauter und Leiser, die 3,5mm-Klinke, einseitige Lautsprecheröffnungen und den proprietären, zumindest nochmal metalleingefassten Lightningport. Die Rückseite hat die Hauptkamera, deren schlechte Qualität ich sehr gerne inkauf nehme für Buckelfreiheit und planares Liegen des Tablets auf einem Tisch, und das Mikrofon. Die Vorderseite hat schmale linke und rechte Ränder zum Tablethalten in einer Hand und breite obere und untere Ränder für die kleine Selfiekamera, auf die ich lieber verzichtet hätte, und den Home-Button. Dieser war in den ersten Jahren leider notwendig zum Wiederaufrufen des Homescreens, ist aber in Gefahr frühzeitiger Abnutzung mit dann notwendiger Reparatur. Nach nicht nur meiner Kritik wurden später iOS und - nach Umbenennung - dann iPadOS geändert, um den Home-Button fast überflüssig zu machen. Nunmehr kommt man auch mit Wischgeste zum Homescreen, was ich nutze, um den Home-Button zu schonen.

Anfangs waren CPU und RAM gut genug für flüssige Alltagsnutzung. Mit den vielen i(Pad)OS-Updates im Laufe der Jahre wurde manche Alltagsnutzung (z.B. Textzeicheneingabe) zäh. Es ist ein bekanntes Mittel der Obsoleszenz von Apple, beim RAM zukunftsunfähig zu sparen und durch Updates zu verschlimmbessern. In der Erscheinungszeit und Rezensionsphase eines Geräts funktioniert es erwartungsgemäß, aber in späteren Jahren wird das Funktionieren immer schlechter.

Durch Beschränkung der Basisvariante auf nur 16GB SSD und weitgehendes Füllen durch Updates hat sich Apple selbst mehr als mich geschadet. Ich habe mich nämlich einfach beim Appkauf sehr stark beschränkt (Nichts außer eines Fernsehzeitschriftenabos) und Bildschirmfotos regelmäßig auf den Windows-PC ausgelagert. Und nein, mehr als die Basisvariante hätte ich angesichts der Abzockaufpreise niemals bezahlt. Erst später senkte Apple die UVP für die 64GB-Variante.

Für meine Alltagsnutzung ist die Darstellung des Displayinhalts sehr gut mit ausreichender Auflösung und hinsichtlich der Farben. (Ich nutze auf dem Tablet keine farbkritische Anwendung.) Die Helligkeit kann im Dunkeln dunkel genug eingestellt werden. Im Freien sind die gut 450 nits gerade so brauchbar, tagsüber von Frühling bis Herbst allerdings angesichts der Spiegelungen anstrengend und von 11:30 bis 12:30 auch im Gegenlicht mit Kapuze als Sonnenschirm grenzwertig. Ich weiß schon, warum ich nicht nur bei Fenstern im Rücken gerne ein mattes (oder nanotexturiertes) Display hätte und Spiegelungsreduktion bei spiegelnder (glare) Oberfläche nicht hinreichend ist.

Sowohl das originale Lightning-USB-Kabel als auch ein Ersatzkabel sind die mit größtem Abstand schlechtesten Kabel, die ich jemals hatte. Sie sind sehr dünn und tendieren zum Brechen nahe dem Lightning-Stecker. Das USB-Netzteil besteht zwecks Herstellungskosteneinparung aus zwei Teilen und sich abnutzender Kunststoffschutzschicht nahe den Leiterenden. Beides erhöht die Gefahr von Stromschlägen(!), sodass man nicht blind hantieren sollte, sondern den Stecker bei gutem Licht in die Steckdose stecken oder aus ihr herausziehen sollte. Kurz nach Kauf führte Apples unzureichende Information zu zweimaligem Tausch eines der beiden Teile, bis sich herausstellte, dass ich schon das richtige, nicht von einem Produktionsfehler betroffene Teil hatte.


Akku

Apple warb mit 10h Akkulaufzeit. In den ersten paar Monaten hielt der Akku drinnen mit Helligkeitsreglerposition bei etwa einem Drittel erfreulicherweise 11:50 durch, draußen bei maximaler Helligkeit 5:30. Das war Apple zu gut, sodass Apple bald ein kleines Obsoleszenz-iOS-Update nachschob, um von einem Tag auf den anderen die Laufzeit auf 10:00 zu senken (15,5% weniger), woran sich dann in den ersten drei Jahren nichts mehr änderte. Anfangs war es als Nutzer einfach, die Akkulaufzeit seit der letzten Ladung in den Batterieeinstellungen abzulesen, was ich mehrmals täglich tat. Als weitere Verschlechterung ersetzte Apple dies durch nutzlose Statistiken. Man muss sich nun selbst Notizen machen zu Uhrzeiten des Ladens, Ein- und Ausschaltens, um die Akkulaufzeit seit der letzten Ladung zu ermitteln.

Nach drei bis dreieinhalb Jahren zeigten sich die ersten Verkürzungen der Akkulaufzeiten. Normalerweise hätte ich dann einen neuen Akku gekauft, aber die knapp €120 hielten mich davon ab. Ende 2021 waren die Akkulaufzeiten und WLAN-Stabilität so weit zurückgegangen, dass ich dann doch einen Akku gekauft hätte, aber Apples iCloud-Nutzungsbedingungen-Terror hielt mich ab. Außerdem hob Apple den Preis auf €150 an, was ich als würdeverletzend ansehe, so einen Preis jenseits von bloßem Wucher zu bezahlen. Da mir Apple Anfang 2025 eine Vermeidung der iCloud-Popups mitteilte und nun vermeintlich den Preis auf €135 senkte, versuchte ich zweimal Anfang Februar 2025, einen Akku zu kaufen, musste aber erfahren, dass Apple über die Verfügbarbeit von Ersatzakkus log und Ersatzhardware nur für 7 Jahre bereitgestellt wird.

Einerseits ist es bemerkenswert, dass der Akku auch nach gut 9 Jahren noch nicht ganz gestorben ist, sondern bei minimaler Helligkeit noch ca. 1 1/2 bis 3 Stunden und bei maximaler Helligkeit ca. 20 Minuten durchhält. Andererseits ist Apple für den Mythos "It just works!" bekannt. Mein iPad ist aber mein jemals einziges elektrisches Gerät, welches nicht einfach durch Stromanschluss funktioniert. Stattdessen lädt es erst den Akku auf einen Schwellenwert auf, bevor das Tablet überhaupt genutzt werden kann. Bei schlechtem Akku gibt es weitere Merkwürdigkeiten. Nach Aufladen über Nacht kann es vorkommen, dass nicht geladen wurde, oder notwendig sein, das Kabel kurz zu trennen und dann für mindestens ein paar Minuten oder evtl. dauerhaft zu verbinden, damit sich das iPad nicht wieder ausschaltet. Ggf. mehrmals. Innerhalb von einer Sekunde kann die Akkuanzeige auch mal von 0% auf 100% springen oder von 100% kann sich das iPad ausschalten. Wenn scheinbar gar nichts mehr geht, hilft vielleicht drei Tage vom Strom trennen und dem Akku etwas Ruhe gönnen vor dem nächsten Ladeversuch. Dann gäbe es laut Apple-Mitarbeiter auch noch den Hardreset (mit Löschen aller Daten) durch Stromanschluss und 15s Drücken von sowohl Home-Button als auch Power-Knopf gefolgt von weiteren 10s Drücken nur des Home-Buttons.

Am PC angeschlossen lädt der Akku übrigens nicht.

RobertJasiek

iTunes

Normalerweise erfordert LAN-Kommunikation für Backup oder Dateitransfer zwischen iPad und einem Windows-PC darauf die Software iTunes. iTunes ist ein aufgeblähter Dinosaurier und eine Sicherheitsbedrohung für den Windows-PC. Ich zähme iTunes durch einen extra Windows-Benutzeraccount, strikte Benutzerzugriffsrechte für die Partitionen, Software-Restriction-Rules für den Benutzeraccount, ein automatisches Script zum Aktivieren und Starten der Windows-System-Dienste von iTunes (Apple Mobile Device Service, Bonjour Service und vormals auch iPod Service) beim Login in den Benutzeraccount, ein manuelles Script zu ihrem Stoppen und Deaktivieren vor dem Logout aus dem Benutzeraccount und automatische Scripte zum zeitweisen Deaktivieren der Netzwerkverbindung, um iTunes am Spionieren zu hindern. Statt nur einen Gerätetreiber zu verwenden, installiert iTunes rücksichtslos seine Windows-System-Dienste mit System-Rechten. Apple wirbt mit seiner großartigen Sicherheit, während es in Wirklichkeit die Sicherheit anderer Computer angreift.

Ein iTunes-Backup des iPads ist kein Image, sondern eine Quelle, aus der das meiste eines Zustands des iPads wiederhergestellt wird. Da beim Wiederherstellen Apps neu geladen werden, kann das dazu führen, dass z.B. eine Sicherheits-App neu aktiviert werden muss möglicherweise auch mit erneuter postalischer Beglaubigung.


Dateitransfer

In den ersten Jahren erforderte lokaler Dateitransfer neben der iBooks-App für PDF-Dateien auch Softwaretools auf iPad und Windows-PC. Nach den meisten großen i(Pad)OS-Updates funktionierte so ein Softwaretool zeitweise nicht mehr, bis es davon ein angepasstes Update gab. Irgendwann führte i(Pad)OS die Files-App als vorgeblichen Dateimanager ein, welche in den ersten ca. zwei Jahren neben dem Windows-Vista-MovieMaker eine der beiden mir jemals vorgekommenen am schlechtesten programmierten Softwares mit zahllosen Bugs und fehlendem Funktionieren war. Neben der Bugbehebung regte ich u.A. an, hinter einem Drei-Punkte-Button Funktionalität für den lokalen Dateitransfer zu verstecken, damit Einfachheit liebende Nutzer damit nicht konfrontiert werden, Windows-Nutzer aber eine bessere Möglichkeit für den Dateitransfer bekämen. Schließlich hat Apple dies tatsächlich umgesetzt, aber nicht geeignet in Anleitungen erklärt. Man kann nun Folgendes tun.

Auf dem Windows-PC richtet man für einen Ordner eine SMB-Dateifreigabe ein und ändert (zeitweise) das LAN auf Privates Netzwerk. In der Files-App des iPads drückt man auf den Drei-Punkte-Button, richtet dort den Bezug zur SMB-Dateifreigabe ein und aktiviert einmalig die Verbindung. Danach ist LAN-Dateitransfer möglich. Zum Senden von Dateien markiert man sie (z.B. in der App namens Documents), drückt den Teilen-Button, wählt In Dateien sichern (das meint die Files-App), navigiert auf dem iPad zum Freigabeordner des Windows-PCs, wählt diesen aus und drückt Sichern, sodass der Transfer startet, die Dateien aber nicht in der Files-App, sondern mittels ihrer auf dem Windows-PC gespeichert werden. Zum Empfangen von Dateien wählt man in der Files-App die Netzwerkadresse des Windows-PCs, dort den Freigabeordner und darin Dateien aus, drückt auf Teilen und dann In Documents kopieren, wo die Dateien gespeichert werden. Wo nötig muss man das jeweils passende Passwort eingeben.

Beachte, dass manche Dateien versteckt gespeichert werden, darunter Safari-Downloads und App-Konfigurationsdateien. Safari-Bookmarks sind nicht unmittelbar als Datei greifbar oder exportierbar. Apples Walled Garden sieht dafür immer noch kostenpflichtige Zusatztools wie iMazing vor, wenn man nicht jeden Link einzeln durch Copy&Paste aus der Adressleiste in eine Textdatei kopieren will. It just works - not. Der schwerste Bug war das ungewollte Löschen aller zum Transfer per WLAN statt LAN vorgesehenen Dateien - man sollte beim Dateitransfer niemals WLAN verwenden wollen, wenn man eine Freigabe für LAN eingerichtet hat!



Dateimanagement

Während die Files-App mittlerweile für den Dateitransfer brauchbar ist, ist sie als Dateimanager total unbrauchbar. iPadOS ist nicht dateizentriert, sondern appzentriert. Die meisten Anwendungsdateien sind applokal. Sie können zwar in geeigneten Apps mit geeigneten anderen Apps geteilt werden, aber die Files-App registriert das Vorhandsein der meisten applokalen Dateien nicht automatisch, wie man es anders in Windows oder Linux kennt. Wenn man doch mal Dateien in der Files-App hat, muss man damit rechnen, dass wesentliche Befehle wie etwa Löschen nicht für diese Dateien verfügbar sind. Das hat u.A. dazu geführt, dass die Files-App seit Jahren das Vorhandensein eines nicht mehr vorhandenen Ordners behauptet, den ich in der Files-App aber nicht löschen kann. Apple kann weder Dateimanagement noch Exceptionhandling. Von Mehrbenutzerumgebung, Zugriffsrechten, fortgeschrittenen Dateitools, rekursiver Stapelverarbeitung und Worst-Case-Bugs ganz zu schweigen.

Als Folge des mangelhaften Dateimanagements sollte man gar nicht erst beabsichtigen, hunderttausende Dateien zu haben und macht es keinen Sinn, irgendwelche Anwendungen zu nutzen, wo man viele Dateien hat. Während ich auf meinen Windows-PCs mit millionen Dateien hantiere, Dateibefehle auch auf hunderttausende Dateien anwende und etwa 100 Softwares nutze, beschränke ich mich beim iPad auf sechs zusätzliche Apps (darunter ein Taschenrechner und zwei weitere, einfache Tools) und bemühe mich, nur sehr wenige Dateien zu vewenden - bei wichtigen Dateien (etwa ein PDF-Buchentwurf) gar nur eine auf einmal auf dem iPad. MacOS (zumindest als Dual-Boot) auf einem iPad mit Apple-M wäre dagegen ein Segen, aber immer noch deutlich von Windows oder Linux entfernt. Bekanntermaßen ziert Apple sich, um den Appleianern sowohl iPads als auch MacBooks zu verkaufen - ein Geschäftsgebahren, das bei Windows-Nutzern nicht verfängt, schon weil es auch die Windows-Geräte gibt.

Natürlich brach Apple sein Versprechen, schon vor Jahren alle MacOS-Apps auf iPadOS verfügbar zu machen. Vom Finder fehlt immer noch jede Spur im AppStore. Beeindruckend war einzig der stille Wechsel des Dateisystems, der mit einem Unterupdate von i(Pad)OS ausgerollt wurde, ohne irgendein Problem zu verursachen.

RobertJasiek

Betriebssystem

iOS, später umbenannt in iPadOS, ist ein eher schlichtes Betriebssystem, dem fortschrittliche Funktionalität fehlt. In den Einstellungen gibt es dennoch einige meist nutzlose Optionen. Zentrale Updates gab es für ca. 5 ~ 6 Jahre, Sicherheitsupdates für ca. 7 ~ 8 Jahre.

Sperrbildschirm, Home-Screen und seine Nebenansichten haben begrenzte Konfigurationsmöglichkeiten. Immerhin kann man den meisten Schnickschnack deaktivieren oder meistens verstecken und einen grauen Hintergrund statt eines doofen Bildes wählen. Ab und zu bastelt Apple am Erscheinungsbild. Von den 10 Schnelleinstellungen nutze ich allerdings nur 2 (Helligkeitsregler und Rotationslock) und die anderen 8 lassen sich nicht verstecken.

Am Display lassen sich nur die Helligkeit per Schieberegler leider ohne Zahlenangabe und das irgendwann nachträglich eingeführte Nightview für mehr Gelb- als Blauanteil einstellen. Es gibt keine Einstellungen für Kontrast oder allgemeine RGB-Farbwerte. Aktuell muss man bei Nightview einen täglichen Uhrzeitraum festlegen, während Dauer-Ein unmöglich ist. Ich will immer sanft in Gelb getauchte Farben, um den Blaustich eines Displays zu verringern, als dauerhaftes Nightview. Z.B. stelle ich dazu von 1:00 bis 0:59 ein. Nun erwartet man, dass einem dementsprechend mitten in der Nacht für genau 1 Minute ein blaustichig-helles Display erschreckt. Tatsächlich wird es schon um etwa 0:57 hell. Man kann dann den Nightview wieder manuell einschalten, um für weitere knapp 24h seine Ruhe zu haben. Apple ohne Nervfaktor gibt es nicht, denn Apple glaubt immer, besser als der Computernutzer zu wissen, was dieser will; hier glaubt Apple, dass Nightview für einen Teil eines Tags bzw. der Nacht gewünscht werde; es liegt außerhalb der Vorstellungswelt von Apple, dass jemand immer Blaulicht reduzieren wolle, so wie ich es übrigens auch per RGB-Einstellungen für meinen Desktopmonitor mache (Rot 100%, Grün 97%, Blau 94%).

Apps lassen sich löschen durch Langklicken auf ein App-Icon und Klicken auf App entfernen. Wenn man ein eingeschaltetes iPad umherträgt, kann man so eine App und alle dazugehörigen Anwendungsdateien aus Versehen löschen. Besser schaltet man daher vorher den Rotationslock ein. Wenn man hingegen aus Versehen den Power-Button drückt und das iPad wieder einschaltet, kann man fast immer weiterarbeiten. Manche Apps speichern automatisch, andere durch Speichern-Befehl, wieder andere durch eine bestimmte Aktion wie etwa Schließen eines Dokuments. Nicht jede App ist sorgfältig programmiert; bei manchen Apps führt ein Wechsel zu einer anderen App oder einer anderen Bildschirmansicht zum Vergessen statt Speichern. It just works - not. Man muss wie auch bei anderen Betriebssystemen umsichtig arbeiten und das Speicherverhalten jeder App austesten.

Irgendwann wurde der Splitview eingeführt mit zwei Apps auf dem Display und es gibt für ein Video in Apples Safari-Browser ein Picture-in-Picture-Overlay auch über andere Apps. Selbstredend fehlt ein allgemeines Fenstermanagement und vier Splitviewfenster sind nur größeren iPads vorbehalten. Für die Alltagsnutzung reicht es, ist aber selbst dann umständlich. Videos in Safari sind immer buggy gewesen und es dauerte immer Jahre bis zur Ersetzung alter durch neue Bugs. Die schlimmsten Bugs stotternder oder einfrierender Streams sind überwunden. Aktuelle Bugs betreffen Wechsel vom / zum Vollbild oder Picture-in-Picture, sodass man Videos auch mal erneut fortsetzen, starten, neu laden, größer / kleiner machen oder - You are holding it wrong! - das Tablet um 90° drehen und wieder zurückdrehen muss, um der Videodarstellung Gelegenheit zur Neuinitialisierung zu geben. Apple bleibt seinem Ruf treu, eher Hardware als Software zu können.

Die iPadOS-Einstellungen verwalten auch viele Einstellungen der Apps. Es ist lästig, zwischen einer App und den iPadOS-Einstellungen zu wechseln, um eine App an die aktuellen Befürnisse anzupassen.

Microsoft bombardiert uns mit Telemetrie und Werbung und Apple macht es ebenso. Man muss erst in den Einstellungen den ganzen Mist deaktivieren. Dabei fehlt es ebenfalls an Alles Deaktivieren, sodass man auch für jede App oder jede Untereinstellung einzeln deaktivieren muss. Gängelung.

Wenn der Speicher sich füllt, obwohl man viel gelöscht hat, muss man auch die Zwischenspeicher der Apps und den iPadOS-Einstellungen leeren. Wenn man sehr viel löscht, kann es Probleme geben, weil die Dateien nicht gleich verschwinden, sondern die Zwischenspeicher füllen und dabei ggf. den Speicher überlaufen lassen. Es kann daher bei wenig leerem Restspeicher notwendig sein, erst wenig zu löschen, zwischendrin die Zwischenspeicher zu leeren und dann etwas mehr zu löschen, bis man für den Rest alles auf einmal scheinbar löschen kann, weil mittlerweile genug Platz für einen aufgeblähten Zwischenspeicher da ist. It just works - not. Automatisches Papierkorbleeren - Fehlanzeige. Ähnliches passiert beim Dateitransfer, weil Apple nicht ordentlich Dateizeiger programmieren kann, sondern erst einmal alles dupliziert. Upselling für größere Speicher oder Inkompetenz?

Das iPad einschalten und auf dem Sperrbildschirm sein Passwort eingeben fand Apple zu einfach. Mittlerweile muss man zwischendrin erst ins Textfeld tippen, damit überhaupt die virtuelle Tastatur erscheint. Eine typische, unnötige Verschlechterung durch unzureichend getestete Updates.

Apps werden meist nicht geschlossen, sondern bleiben im Hintergrund geladen. Wenn eine App streikt durch Einfrieren oder Bugs, muss man wissen, wie man das Problem löst. Wischen von unten nach oben zeigt die im Hintergrund laufenden Appprozesse. Dort kann man diese durch Nach-oben-Wischen beenden. (Das ist wie so Vieles inkonsistent: bei anderen Gelegenheiten entfernt man durch Nach-links-Wischen.) Aus- und Einschalten des iPads löst wenige weitere Probleme. Manchmal muss man einen erzwungenen Warmstart herbeiführen: für - nur(!) - ein paar Sekunden Home- und Power-Buttons drücken. In den Einstellungen gibt es einen Soft-Reset oder mit o. g. Tastenkombination kann man einen Hard-Reset herbeiführen zum Wiederherstellen des Werkzustands.


Grundfunktionalität

Cursorsetzen funkltioniert im Text nur eingeschränkt: manchmal muss man hinters Wort, hinters Leerzeichen hinterm Wort oder hinter Satzzeichen gehen und dann auch das vorherige Wort löschen vor seiner Korrektur. Text-Markieren vor einem Copy&Paste funktioniert fast nur, wenn der Text in 100% Größe dargestellt wird. Bei anderen Zoomstufen funktioniert es fast nie. Längere Texte über mehrere Absätze markieren funktioniert manchmal gar nicht. Der letzte Satzpunkt wird oft nicht mitmarkiert. Alleine aus diesen Gründen kann es schon eine schlechte Wahl sein, ein i(Pad)OS-Gerät fürs Texteditieren zu kaufen.

Die virtuelle Tastatur ist in Portrait- oder Landscapestellung des Displays nutzbar und füllt dessen jeweilige Breite aus. Wegen des kleines Tablets ist die Tastatur entsprechend klein, aber mit Sorgfalt ist Tippen möglich. Es gibt die drei Ansichten Buchstaben, Ziffern / Satzzeichen / Pluszeichen, Ziffern / Sonderzeichen / Malzeichen und die Umschalttaste. Durch den notwendigen Wechsel der Ansichten ist ein Vielgebrauch von Ziffern und Zeichen sehr umständlich und man sollte ggf. kein iPad kaufen, eine andere Virtuelle-Tastatur-App kaufen oder eine externe Tastatur mit komfortablem Layout benutzen. Die virtuelle Tastatur hat einen Nervfaktor eingebaut - die Mikrofontaste. Appletypisch kann man beim versehentlichen Drücken im dann erscheinenden Popup die Diktierfunktion aktivieren oder Später klicken, aber ein Nie kennt Apple nicht und Einstellungen | Allgemein | Tastaturen | Diktierfunktion auf Aus stellen hilft nicht.


iCloud-Nutzungsbedingungen

iCloud ist für Apple ein weiteres Geschäftsfeld, sodass Apple dem Nutzer iCloud aufdrängen will. Ich will meine lokalen Computer lokal nutzen, will keine Cloud und im Besonderen keine iCloud. Vor der Nutzung käme die Zustimmung zu den iCloud-Nutzungsbedingungen. Diese Zustimmung war mal nachrangig und optional und bei Ablehnen war alles gut. 2021 führte Apple eine bombastische Rechtfertigungs-PR ein, hat seitdem iCloud immer mehr mit anderen Aspekten von i(Pad)OS verknüpft und will eine Zustimmung zu den iCloud-Nutzungsbedingungen noch vor einer Zustimmung zu den iPadOS-Nutzungsbedingungen usw. haben. Bei der Ersteinrichtung des iPads, bei iPadOS-Updates und Popups muss man immer sehr genau aufpassen, die iCloud-Nutzungsbedingungen immer wieder abzulehnen, wenn man ihnen nicht zustimmen will, um sie nicht aus Versehen ein- für allemal zu akzeptieren.

Seit Mitte Dezember 2021 erschienen täglich bis zu sechs Popups mit der Wahl zwischen Akzeptieren oder Später. Außerdem wurden Ablehner extra bestraft, indem iPadOS nicht mehr per WLAN, sondern nur noch per LAN von einem dann notwendigen anderen PC mit Extraorgie von Ablehnungsabfragen geupdatet werden konnte. Obwohl diese Gängelungen unabhängig von iPadOS-Updates eingeführt wurden, will Apple sie nicht einfach serverseitig wieder einstellen. Stattdessen muss man sich zur Popupvermeidung von der Apple-ID abmelden, was geladene Apps und Abos unbehelligt lässt. Allerdings muss man sich dann für neue Apps, Käufe usw. zwischenzeitlich wieder mit der Apple-ID anmelden.

Den iCloud-Nutzungsbedingungen kann ich niemals zustimmen, weil ich mich dann der Beihilfe zu Apples laut iCloud-Nutzungsbedingungen geplanten Hacker-Straftaten, Grundrechtsverletzungen und Missbrauch bis Manipulation meiner geräte- und netzwerklokalen Dateien schuldig machte sowie meinen eigenen Datenschutzverpflichtungen meinen Kunden gegenüber nicht nachkäme und mit Ordnungsgeldern rechnen müsste. Apple denkt als US-Unternehmen, schreibt Nutzungsbedingungen weltweit einheitlich und hat bisher kaum verstanden, dass deutsches und EU-Recht fundamental abweichen.


Apps

Warum heißen Apps nicht Programme oder Softwares? Selbst Windows ist nunmehr der Sprachverhunzung erlegen.

Safari zeichnet sich v.A. aus durch Fehlen einer Speicher- oder Exportmöglichkeit für Bookmarks. Das ist Walled Garden kombiniert mit Abzocke für Extratools. Der Wechsel zu einem Nicht-Apple-Gerät soll sehr erschwert werden. Alternative Browser von Drittherstellern überzeugen kaum.

Es gibt viele Apps mit Auswahlschwerpunkt Mainstream. Wer Spezialanwendungen hat, kann schnell scheitern. Man kann allerdings auch manche richtig gute Apps finden, beispielsweise Documents und LiquidText.


Service

Der Apple-Telefon-Service ist gut erreichbar. Auch nach über 9 Jahren habe ich noch kostenlosen Telefonsupport erhalten. Apple-Mitarbeiter sind freundlich. Soweit ist der Apple-Service vorbildlich und viele andere Hersteller sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Es ist bekannt und legitim, dass ein Teil des Preises für Apple-Geräte den Service finanziert (ein sehr viel größerer Teil aber oft Abzocke ist). Allerdings ist die Kompetenz der Apple-Mitarbeiter sehr unterschiedlich von kenntnisfrei bis schnell, korrekt eine Lösung herbeiführend.


Fazit

Die Hardware des Tablets selbst ist gut. Das Betriebssystem ist genau so schlecht, wie zuvor erwartet. Das Tablet ist verwendbar für Surfen, Videogucken, Kurznotizen oder Editieren genau eines Dokuments. Für alle anspruchsvolleren Anwendungen sind Dateimanagement und Betriebssystem zu schlecht und fehlen ggf. die Apps. Kleine Bugs bleiben oft oder viel zu lange ungefixt, mittelschwere Kritik hat Apple zu Verbesserungen veranlasst (etwa den Dateitransfer mittels Files), aber die wichtigste Kritik bleibt bestehen: Gesetzeswidrigkeit, unbrauchbares Dateimanagement, kein MacOS, schwierige Wartbarkeit auch neuerer iPads. Auch heute ist ein iPad für mich, was es immer schon war: eine Notlösung, bis es hoffentlich irgendwann einmal ein brauchbares Windows-Tablet gibt.

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