Hier mal meine unmaßgebliche Meinung zu dem Gerät:
> Das "Einsteigermodell" also, für das Apple dennoch fast 1.200 Euro haben möchte.
Der Begriff "Einsteigermodell" löst bei mir schwere Aversionen aus. Was glauben die Verwender dieses Begriffs eigentlich? Das etwa ein "Einsteiger" sich so ein mäßig an Speicher ausgerüstetes Modell kauft und dann - wenn er mehr will - etwa sich das 1 TByte-Teil mit mattem Glas kauft?
Erst einmal vorweg, um sinnlose Scharmützel oder Flames zu vermeiden:
Das Tablett ist in vielen großartig! Das betrifft vor allem CPU, SSD, Display, Lautsprecher, USB-Portgeschwindigkeit, "Leichtigkeit" - an diesen Punkten gibt es nichts zu meckern, da geht die Post ab! Ich hatte mir dieses Tablet mit Mobilfunkteil und damit GPS bei Cyberport zusammen mit dem Pencil Pro und dem dazu passenden Magic Keyboard gekauft und hatte damit bisher auch einigen Spaß.
Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Kritikpunkten, von denen der Bericht auch einige zutreffend benennt:
- kein USB3.1/3.2/4-kompatibles Kabel dabei -> bei Apples punitiven Preisen erscheint dies unverständlich
- das Netzteil sehe ich weniger problematisch, außerdem hält sich hier Apple an geltendes EU-Recht.
- wirklich ärgerlich: Keine Schnellladefähigkeiten, 20W Ladeleistung sind einfach von vorgestern
- der Range an Bildwiederholungsfrequenzen und das PWM-Flackern zeigen nur Apples Termindruck auf: da hat es für 1 - 120 Hz und DC-Dimming und damit auch für ein Allways-On-Display nicht mehr gereicht :-)
- ob die Ultraweitwinkel-Cam jetzt so bedeuten war, wissen wohl nur deren bisherige Anwender, ich selbst vermisse sie nicht.
- Klar ist auch, dass Apple besser kein weiteres Mikro mehr einsparen sollte, außer es kämen hier neue, überzeugende Technologien zum Einsatz!
Doch es gibt weitere Kritikpunkte, die im Artikel leider nicht erwähnt wurden:
- Die Austattung mit 128 GByte SSD und 8 GByte RAM erscheint mir nicht mehr zeitgemäß, eine ähnliche Frechheit wie die vorherigen 64 GByte Konfigurationen.
- Das Magic Keyboard ist leider viel zu schwer und führt dazu, dass sich das Gewicht von iPad + Magic Keyboard auf das gefühlt Dreifache des Tabletgewichts erhöht.
- Das iPad Prod 11 hat leider nur einen USB-Port. Vermutlich setzt Apple darauf, dass ich ein Netzteil am Magic Keyboard anschließen kann und einen - separat zu erwerbenden - Hub/Dock dann an den USB-C-Anschluss des iPads anschließe. Das muss ich selbst erst einmal testen. Das Kopieren geht jedenfalls sehr schnell (2 GBits/s kriegt der Anschluss locker hin, Schnelleres hatte ich noch nicht angeschlossen).
- Apple und Citrix (min. einer von beiden) haben die Ankoppelung des Trackpads vom Magic Keyboard verkackt. Der Mauszeiger auf dem Remote-Host bei Citrix Workspace reagiert nicht auf Bewegungen und Klicks dieses Trackpads. Mit einer USB-Mouse am iPad geht es dann. Erste Debug-Versuche von Citrix sehen die Verantwortung bei Apple, hoffentlich wird dieser Bug bald gefixt:
- Warum Apple seinen WLAN-only-Modellen immer noch kein GPS spendiert und das Mobilfunkteil gewaltige Aufpreise kosten läßt, kann eigentlich nur durch Apples grenzenlose Profitgier erklärt werden, die meisten anderen Tablet-Hersteller bekommen GPS auch für die WLAN-only-Modelle hin.
- grundsätzliche Kritik bleibt am iPADOS/iOS: Apple behauptet, mensch könne mit einem iPad kommerziell arbeiten. Das mag für einige Grafik-Designer, Kreative oder Kellner zutreffen. Zumindest für Systemadministratoren gilt dies jedoch nicht:
1. Es ist ab Werk keine ordentliche Firewall einstellbar, statt dessen finde im Appstore als "Security" alle möglichen wirren VPN-Angebote mit oft jeder Menge bullshitigen Abo-Modellen! Nur ersetzt ein VPN keine Firewall! Oder mensch landet bei irgendwelchen Antiviren-Software-Anbietern wie Kapersky. Wirklich ein NoGo!
2. Sind Netzwerkprofile für Home, Arbeit oder Öffentlich vorhanden? Fehlanzeige!
3. Es fehlen elementare Anwendungen oder es müssen schwachsinnige Abos und AppIn-Käufe getätigt werden, wo ich unter Mac, Windows und Linux schon mit OpenSource-Software glücklich werde: Das grenzt im Prinzip an Wegelagerei! KeePassXC für iPadOS? Dessen Erweiterung für Safari? Nichts da! Das beginnt bereits mit solchem Unsinn wie "KeePassium" u.a. PW-Managern, wo versucht wird, mir für jeden Allgemeinplatz irgendwelche Abos aufzuschwatzen, dabei beruht deren Funktionalität auf OpenSource Software oder man landet bei Cippleware wie Fing, das ohne Bezahlmodell seine Basisaufgaben nicht erfüllt. Dabei muss beachtet werden, dass die meisten Admins, sofern sie keinen Secret Server / TPM / Remote PW Manager nutzen, ihre KDBX-Files lokal auf ihrer Arbeitsstation haben oder den zugehörigen Server selbst hosten möchten. Die ganze Werbung im Appstore für irgendwelche Cryptowährungen oder -wallets lässt das Ganze nicht besonders vertrauenswürdig erscheinen.
4. Netzwerk-Debug-Software wie Wireshark, nmap, mtr u.ä. fehlt. Bei anderen Tools sind das nur Demoversionen oder Shareware, du musst Abos oder eine "Pro"-Versionen erwerben. Nichts gegen bezahlte Software, nur was soll dann all die "Crippleware" im AppStore?
5. Medien rippen und mit MakeMKV abzuspeichern? Geht auch nicht. Hier scheint Apple noch Standpunkte von Ewiggestrig zu beziehen!
6. Offene Paketformate wie MSI, RPM u.s.w scheinen Fehlanzeige zu sein, aber hier muss Apple endlich alternative Stores und Repos zulassen, gerade ein "brew" mit eigenen Software-Repos würden der Plattform sehr nützen!
7. Software zum Betreiben virtueller Maschinen oder gar die Möglichkeit, das iPad mit Linux zu booten, fehlen komplett.
8. Ebenfalls tut zahlreiche ingenieurtechnische Software, such mal im AppStore nach Mathematica? Immerhin gibt es GeoGebra oder TI-Nspire CAS, diese Programme können jedoch nicht damit konkurrieren.
9. Immerhin gibt es Anwendungen wie Pythonista, aber einige Standard-IDEs wie PyCharm oder Codium etc. fehlen leider im AppStore.
Letztlich erweist sich das von Apple künstlich beschnittene iPadOS / OS als der größte Hemmschuh auf dem iPad!
Grüsse
Magnar