QuoteThunderbolt ist super, wenn seine komplexe Spezifikation ganz und korrekt implementiert ist.
Naja, das klingt auf dem Papier erstmal schlüssig, geht aber leider an der Realität vorbei. Das kann man u.a. daran erkennen, dass es von Intel keine Referenz-Firmwareupgrades für die Alpine Ridge und Titan Ridge Controller gibt. Jeder Hersteller, egal ob Host oder Client, bekommt seinen eigenen, proprietären Blob.
Mein Lieblings-Factoid zu Thunderbolt ist folgender:
- Die meisten PC-basierten Laptops liefern nur ein einziges DisplayPort-Signal an USB-C/Thunderbolt, weil sie ihre Video-Ausgänge mit physischen HDMI/DP-Anschlüssen teilen müssen.
- Um dies auf mehrere Monitore aufteilen zu können, benötigt die Docking-Stationen einen MST-Schaltkreis (MultiStream-Transport, ein Teil der VESA-Spezifikation für DisplayPort-Geräte)
- Wenn das Dock kein MST hat, kann man nur einen einzigen Display-Ausgang gleichzeitig am Dock nutzen, wegal wieviele Ausgänge das Dock anbietet (Abhilfe: externer MST-Splitter hinter dem Dock)
- Aber wenn ein Anbieter einen MST-Schaltkreis in sein Dock einbaut, kann er sich nicht mehr von Apple zertifizieren lassen
- Das liegt daran, dass Apple MST nicht braucht bzw. dass MacOS mit MST nicht zurechtkommt.
- Warum braucht Apple keine MST? Weil ihre USB-C-Anschlüsse 2 DP-Datenströme haben, nicht nur 1; weil sie keine physischen HDMI/DP-Anschlüsse haben, mit denen sie sich die Bandbreite teilen müssen
- Aber ohne Apple-Zertifizierung verliert ein Verkäufer einen guten Teil des Marktpotenzials
Daher bieten die meisten Anbieter kein MST in ihren Docks an, was die Nutzbarkeit ihrer Docking-Stationen auf den meisten Laptops massiv einschränkt. Dazu kommt natürlich noch der Umstand, dass kein Docking-Hersteller direkt in sein Datenblatt schreibt, ob sein Produkt mit MST ausgestattet ist oder nicht.
So etwas kommt dabei heraus, wenn die Hoheit über Spezifikationen bzw. deren Zertifizierung zwei proprietären Herstellern (Apple als Platzhirsch und First-Mover; Intel als Trademark-Inhaber) überlassen werden anstatt einem herstellerübergreifenden Konsortium (USB IF).
IMHO ist Thunderbolt nur gut für eGPUs und sonstige externe Hardware, welche mehr als 10Gbit/s Bandbreite und native PCI-Express-Anbindung braucht, wozu diverse Audio- und Video-Controller im Profi-Bereich zählen. Für das Home Office hingegen ist Thunderbolt eher eine
Liability, kein Vorteil.
Salzige Grüße,
Tom
P.S.: wir bieten Thunderbolt 3 natürlich trotzdem gern und guten Gewissens in folgenden Modell-Reihen an: SCHENKER SLIM, COMPACT, KEY, DTR und XMG NEO, FUSION, PRO und ULTRA. Beim SCHENKER VIA 14 ist davon auszugehen, dass es eines Tages mal einen Tiger Lake Refresh geben wird, wo Thunderbolt bereits nativ im Chipsatz steckt.