Hallo,
vor einer reichlichen Woche habe ich mich in die Gruppe der stolzen Besitzer eines XMG Neo 15 (2020) eingereiht und möchte nachfolgend meine Erfahrungen mit Schwerpunkt auf Leistung, Temperatur und Geräuschemissionen zum Besten geben. Insbesondere Letztere gestalten sich stark spekulativ, da die Drehzahlen der Lüfter nicht ausgelesen werden können, auch nicht mit Programmen von Drittanbietern.
Meine Konfiguration enthält den Intel 10875H, eine 2070 Refresh, 32 GB RAM und eine eigene Windows 10 Installation dargestellt auf einem Full-HD-Display @240Hz.
Kaufgrund waren die Tastatur und die sich potentiell abschaltenden Lüfter im Idle, die im Nachfolger mit Ryzen 5800 vorerst Geschichte zu sein scheinen. Außerdem lässt es sich aufgrund seiner geringen Abmaße problemlos in einem normalen Rucksack verstauen und sieht mit seinen 23mm Dicke auch nicht nach Gaming-Notebook respektive alter Möhre aus den frühen 0er Jahren aus.
Nicht zuletzt waren es auch die positiven Erfahrungen mit Schenker (Vorgänger ist ein P502 Pro mit Radeon HD 7970 und ja, es lebt noch, hörbar), die räumliche Nähe und das gute Gewissen, dass mein Notebook bei Reparaturbedarf an den Hersteller innerhalb Deutschlands geht und nicht an eine Vertragswerkstatt zweifelhafter Motiviertheit im europäischen Ausland. Und eine Gratiswartung inkl. Repasting innerhalb des Garantiezeitraumes ist einfach ein als lobenswert herauszustellendes Alleinstellungsmerkmal. Danke hierfür vorab!
Versprochen habe ich mir ein Notebook, welches im Idle auf die internen Lüfter weitgehend verzichten kann bzw. mindestens unter 30 db gehalten werden kann und unter Last die 50 db nicht überschreitet. Um mich diesem Ziel anzunähern, habe ich mir einen Notebookkühler zugelegt, den Cooler Master U2 Plus, dessen Originallüfter durch 2 große 12 cm Lüfter von Noctua ersetzt wurden. Zudem konnte ich, nach Anleitung, in kleinen Schritten und mit ausgiebigen Tests, die CPU um 70 mV undervolten (entsprechend dem Maximum im Bios, läuft seit etwa 5 Tagen stabil), sowie die GPU mittels MSI Afterburner um 130 mV bei gleichzeitiger Taktratenbegrenzung auf 1800 MHz. Den FPS-Limiter im Geforce-Treiber habe ich auf recht aggressive 78 fps festgeschrieben.
Bei reinen Officearbeiten mit geöffnetem Browser (maximal 2-3 geöffnete Seiten) oder einfachem Videostream bleiben die internen Lüfter zumeist abgeschaltet und allein die beiden Lüfter vom Coolingpad surren auf gemächlichen 700rpm vor sich hin. Das belegen die Daten aus HWInfo, die eine Durchschnittstemperatur von etwa 45 °C anzeigen. Der interne CPU-Lüfter schaltet sich, selten, ab Überschreiten der 50 °C-Marke hinzu, was einem empfundenen Betriebsgeräusch von 29-30 db gleich kommt (Bezugsgröße ist mein P502, im Idle etwa 36 db) und deutlich lauter ist als die externen Lüfter.
Die geringe Lautstärke kommt zu einem Preis; man nimmt bislang eher ungewohnte Geräusche wahr, wie Spratzeln (kontinuierlich beim Bewegen des Mauszeigers, phasenweise auch ohne, scheint mit Ladevorgängen zusammenzuhängen) oder Fiepen (Akkuladevorgang?). Beide sind jedoch sehr unterschwellig und werden vom Tippgeräusch der Tastatur bereits getilgt, welches sich trotz oder dank Silent-Switches etwa auf halber Strecke zwischen klassischen mechanischen Tastaturen und hochwertigen Membrantastaturen ansiedelt. Vermutlich bin ich hier vom P502 aber auch einfach etwas verwöhnt.
Sämtliche Benchmarktests hänge ich an. Resümierend hierzu lässt sich feststellen, dass alle 3 Leistungsprofile in meiner Konfiguration reell unterschiedliche Leistungs- und Lüfterprofile abbilden, die sich idR auch ohne Gefahr von Überhitzungsschäden im Realbetrieb nutzen lassen. Die Temperatur der GPU überschreitet dabei in keinem der getesteten Modi die 72 °C-Marke.
1) Der Silentmodus (Balanced-Option) bietet das beste Verhältnis zwischen Leistung und Lautstärke, bei stark schwankenden Temperaturen an der CPU. Wird die 80 °C-Marke kurzzeitig überschritten, heulen die Lüfter kurzzeitig auf (nächste Lüfterstufe nach 70 °C; 70 °C entsprechen 60% Lüfterdrehzahl lt. Control Center, also vermutlich 70% @ 80 °C). Stört das, bleibt nur das Zuschalten des Eco-Modus, der die Leistung der CPU signifikant beschneidet und derlei Ausschläge bei den Taktraten verhindert. Der Modus eignet sich besonders gut für ältere oder wenig prozessorlastige Spiele wie auch Witcher 3. Die Temperaturen an der CPU erreichen dann nur noch selten Höchstwerte von um die 75 °C und die Lüfter verweilen dauerhaft auf 60% ihrer maximalen Drehzahl (40 db oder leicht darüber).
2) Enthusiast entfaltet die volle Leistung des Prozessors, bei hervorragender Temperaturkontrolle (etwa zwischen Silent und Silent+Eco), jedoch um den Preis erhöhter Lautstärke. Die im Witcher-3-Test von Notebookcheck angegebenen 55 db verursachen die Lüfter in meinem System auf keinen Fall, erreichen jedoch bereits bei 70 °C eine Drehzahl, die in etwa der des Silentmodus bei 80 °C entspricht (70%?) und sich in einem einen Wert um die 45 db äußern. In Witcher 3 pendeln sich die Temperaturen an der CPU sodann bei um die 75 °C ein, was hier bereits eine weitere Lüfterstufe daraufsetzt (80%?) und in etwa der Lautstärke meines P502 unter Last und mithin an die 50 db entspricht. Die 80 °C werden nur selten erreicht und bisher nicht überschritten. Die Lüfter erhöhen ihre Drehzahl dann um eine weitere Stufe, vermutlich auf 90% ihrer Maximalleistung und heben die Geräuschkulisse - mutmaßlich - auf einen Wert von etwas über 50 db an. Immer davon ausgehend, dass 100% 55-56 db entspricht. Bei Witcher 3 verdoppelt sich die durchschnittliche empfundene Lautstärke gegenüber dem Silentmodus+Eco.
3) Der Overboost übertaktet den Prozessor per Knopfdruck und gibt etwa 12% mehr Leistung frei. Hierbei wird im Benchmarktest jedoch meine Toleranzschwelle, was Geräuschentwicklung ohne Headset angeht, überschritten und bei automatischer Lüftersteuerung leiden ebenso die Temperaturen. Prime95 führt nach 7-8 min auch bei zugeschalteter 100% Lüfterdrehzahl-Option zu Überhitzung und erster Drosselung. Da die Anforderungen an die CPU im realen Gamingbetrieb jedoch Schwankungen unterworfen sind, lässt sich die Leistung hier bedenkenlos, obschon nicht exzessiv, nutzen. Bei automatischer Lüftersteuerung schalten die Lüfter erst ab Überschreiten der 85 °C-Grenze auf 100% (55 db) und laufen zuvor auf schwankenden 80-90%, was exakt der Steuerung im Enthusiast-Modus entspricht. In Witcher 3 erhöhen sich diesem gegenüber weder Leistung, noch Temperatur, noch Lautstärke (bei automatischer Lüftersteuerung).
Abschließend sei erwähnt, dass die Lüfter ein im Vergleich zum P502 sehr tieffrequentes Rauschen verursachen. 55 db sind freilich mehr, als ich mir davon zu geben bereit bin. Unter 50 db, und umso mehr unter 45 db, verschmilzt der Unton jedoch zunehmend mit den Wettergeräuschen einer Spielszene. Keine gute Idee scheint der Wechsel der Modi innerhalb einer Spielsession, da Lüftersteuerung und Temperaturkontrolle hierbei für längere Zeiträume aus dem Gleichgewicht geraten. Der Frameratelimiter verbessert die ohnehin schon vorzeigbaren Temperaturen der GPU und verringert derselben Leistungsaufnahme (bei Witcher 3 je nach Modus 10-20W bei nahezu maximalen Grafikeinstellungen). Eine Verringerung der Geräuschkulisse war hiervon nicht zu erwarten, da die Temperaturen der CPU die der GPU auch ohne Limiter übersteigen bzw. ununterbrochenen Schwankungen von bis zu 12 °C unterworfen sind.
Die Tastatur bleibt unter Last rechts und links angenehm kühl, mittig erwärmt sie sich auf leidlichem Niveau. Siedend heiß wird die Lautsprecherabdeckung mittig über der Tastatur (die Schalter liegen bereits außerhalb des kritischen Bereichs). Die Notebookunterseite hingegen bleibt dank der externen Lüfter, des Aluminiumuntergrundes und der Schrägstellung auch langfristig kühl.
Mir bleibt zu hoffen, mit dem Test eines Vorjahres- und mittlerweile Auslaufmodells noch irgendjemandem hilfreich zu sein. Das Neo 15 (2020) ist im Idle unauffällig und unter Last freilich nicht leise, aber relativ kühl und wird auch nicht notwendigerweise lauter als vergleichbare Geräte anderer Hersteller oder sein großer Bruder.