Seit zwei Monaten bin ich im Besitz des GIGABYTE Aero 15 X mit einem Intel Prozessor der 8. Generation. Es ersetzt mein inzwischen 5 Jahre altes IdeaPad Y580 von Lenovo.
Das IdeaPad hatte mir damals gut gefallen, weil es in gewissermaßen ein ,,Wolf im Schafspelz" war: Es hatte einen leistungsstarken Core i7 Prozessor und eine ausreichend leistungsfähige, dedizierte Grafikkarte. Dabei hatte es ein dezentes, solides Gehäuse aus Aluminium und schwarzem Kunststoff und verzichtete auf auffällige Designelemente, wie man sie bei auf Gaming ausgelegte Laptops antrifft. Dass beim IdeaPad in Sachen Mobilität Abstriche gemacht wurden, war für mich nicht so ausschlaggebend. Verwendet wurde der Laptop nämlich vor allen Dingen zuhause.
Ich hatte mich schon 2017 mit dem Ersatz beschäftigt. Der Ersatz sollte vergleichbare Qualitäten haben wie das alte Gerät von Lenovo, also gute Performance in einem unauffälligen Gerät. Nachdem ich mir auch von Dell das XPS 15, sowie von Razer das Blade angesehen hatte, kam neben dem Aero 15 X noch von Acer das Aspire V15 Black Edition in die nähere Auswahl. Aufgrund des Bekanntwerdens von Spectre und Meltdown, sowie dem Trend zu mehr Cores den AMD mit Ryzen gestartet hatte, hatte ich mich aber dazu entschlossen einen Refresh mit den neuen Intel Core Prozessoren der 8. Generation abzuwarten. Da Acer das Aspire Black Edition durch das Nitro5 ersetzte, welches wieder auf ein auffälligeres Gaming-Design setzt, fiel die Entscheidung letztendlich automatisch auf das Aero 15 X v8 von GIGABYTE.
Die ausgesprochen gute Leistung von dem Laptop wurde in Benchmarks von diversen Testberichten bestätigt und ist von Gerät zu Gerät vergleichbar. Deshalb werde ich an dieser Stelle nicht gesondert darauf eingehen. Vielmehr möchte ich meine Erfahrungen mit dem Gerät teilen:
Schummeln bei der Ausstattung:
Nachdem ich das neue Aero erhalten hatte, führte ich einige Benchmarks aus und verglich einige Werte mit Benchmarks diverser Testberichte. Relativ schnell viel dabei auf, dass das Gerät im Bereich Speicherleistung wesentlich schlechter abschnitt, als bei den Review-Units, die die Presse bekommen hatte. Während das Gerät von Notebookcheck.com mit einer SSD von Toshiba ausgestattet war und mit 2.2 GB/s lesen, bzw. mit 1.1 GB/s schreiben konnte, lag mein Gerät bei lediglich 1.2 GB Lesegeschwindigkeit. Erschreckend war, dass die Schreibgeschwindigkeit mit 105 MB/s etwa um den Faktor 10 schlechter war, als bei dem Tester für die Presse. Wie sich herausstellt, so wurde mein Gerät mit einer SSD von Transcend ausgeliefert. Zwar kenne ich USB Sticks von diesem Hersteller, wusste jedoch nicht, dass es auch SSDs von der Marke gibt. Die schlechte Leistung wohl vor allen Dingen damit zu tun, dass der Schreibcache aus einem mir nicht nachvollziehbarem Grund deaktiviert ist und sich auch immer wieder automatisch deaktiviert, nachdem man ihn manuell aktiviert.
Eine weitere Abweichungen zu den Review-Geräten ist, dass in meinem Gerät anstelle des G.Skill RAMs ein etwas langsamerer Kingston-Arbeitsspeicher verbaut wurde.
Selbstverständlich kaufen Computer-Hersteller ihre Komponenten bei verschiedenen Lieferanten ein. Ein vergleichsweise kleiner Hersteller wie GIGABYTE hat es evtl. schwer von großen Herstellern wie Toshiba, Micron oder Samsung gute Konditionen zu bekommen. Die verbaute SSD von Transcend passt aber weder von der Leistung, noch vom Ruf des Lieferanten, zu einem High-End Laptop in dieser Preisklasse. Mit den Fakten konfrontiert antwortete GIGABYTE, dass die verwendeten Komponenten lediglich den eigenen Anforderungen entsprechen müssten. Anscheinend sind diese nicht sehr hoch angesetzt, trotz des zweifelsfrei hohen Preises für den Laptop.
Out-of-the-box experience:
Damit meine ich das Benutzungserlebnis mit dem vorinstallierten Betriebssystem, ohne irgendetwas neu installiert zu haben oder Updates von der Website zu installieren. Leider ist dieses Erlebnis nicht so ausgefeilt, wie man in dieser Preisklasse und im Jahr 2018 erwarten könnte und sollte. Zwar hält sich die Menge an vorinstallierter Bloatware in Grenzen (ich meine, dass die meiste Bloatware von Windows 10 kommt und nicht von GIGABYTE). Aber von Anfang an nervt die Maus, die alle paar Sekunden für einen Moment lang einfriert, weil Nvidias Optimus nicht so richtig funktioniert. Schon mein IdeaPad von vor 5 Jahren hatte Nvidia Optimus und hatte dabei nie Probleme mit einem einfrierenden Cursor. Das Problem scheint fest in das Recovery Image eingebaut zu sein und nur ein echtes Neuinstallieren von Windows konnte das Problem bei mir beseitigen.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass ich auch nach einer komplett frischen Neuinstallation etwa einmal am Tag, ziemlich genau im 24-Stunden-Takt, einen Bluescreen erlebt habe. Nachdem ich Windows jedoch ein weiteres Mal neu installiert habe, haben die Bluescreens aufgehört.
Utilities:
Die von GIGABYTE entwickelten und mit dem Laptop ausgelieferten Programme zur Steuerung des Gerätes zeigen leider allerlei Schwächen und repräsentieren damit die Probleme in der Qualitätssicherung und der Arbeitseinstellung dieses Herstellers. Z.B. war es mit der beim Lieferzeitpunkt installierten Version des Tools ,,Smart Manager", mit dem diverse Parameter des Laptops gesteuert werden können, nicht möglich das Popup beim Verändern der Lautstärke etc. abzustellen. Da Windows 10 ohnehin eine kleine Anzeige einblendet, wenn die Lautstärke geändert wird, war es also doppelt. In der aktuellen Version kann man das OSD des SmartManagers zwar ausstellen, aber im Alt+Tab-Menü erscheint ständig ein unsichtbares Programm mit dem Namen "GBOSD". Schlecht.
Außerdem gibt es keine Dokumentation für den SmartManager. Mit der Funktion ,,Charging Policy" lässt sich einstellen, wie voll der Akku maximal geladen wird. Das ist sehr gut wenn man den Laptop viel am Netz angeschlossen lässt, denn die Lebensdauer des Akkus wird erheblich verlängert, wenn er nicht ständig bei 100% steht. Aber: Das Programm erklärt nirgends was die Lademodi ,,Standard", ,,Express", und ,,Quality" bedeuten.
Auffällig ist auch, wie groß die Software ist. Die aktuelle Version ist ein über 90 MB großer Download, der nach der Installation 124 MB Platz einnimmt. Das ist viel für ein Programm mit einem so eingeschränkten Nutzen. Entsprechend langsam startet die Software, was ich als störend empfinde.
Obwohl Smart Manager für allerlei Funktionen des Laptops benötigt wird, gibt es keine Taste auf der Tastatur um den Smart Manager zu starten. Das lässt sich zum Glück mit dem Programm ,,Fusion" nachrüsten.
Tastaturbeleuchtung / GIGABYTE Fusion:
Mein alter Lenovo hatte bereits eine mit weißem Hintergrundlicht beleuchtete Tastatur und ich habe diese Tastenbeleuchtung geliebt. Sie hat die Arbeit im Dunkeln, auch wenn man blind tippen kann, ganz erheblich erleichtert. Insofern war ich begeistert von den theoretischen Möglichkeiten einer RGB-beleuchteten Tastatur. Schade nur, dass hier extrem viel Potential verschenkt wird. Aber Vorweg zur Hardware:
Die Tasten haben einen wesentlich härteren Anschlag als in meinem alten Lenovo Laptop. Anfangs war es eine gewisse Umstellung, bis ich etwa genauso sicher auf dem neuen Laptop tippen konnte. Das ist aber bei jedem neuen Laptop so und meiner Meinung nach nicht kritikwürdig. Erwähnenswert ist allerdings, dass das Tippen auf der Aero 15X-Tastatur vergleichsweise laut ist.
Nun zur RGB-Beleuchtung: Die Ausleuchtung der Tasten ist nicht sehr sauber. Bei meinem Lenovo sah jede Taste gleichmäßig hell aus. Nicht so beim Aero 15 X, denn die Tab- und rechte Shift-Taste sind im Vergleich zur übrigen Tastatur wesentlich dunkler. Dies hat vermutlich mit der Position der LED unter der Tastatur zu tun. Auch bei anderen Tasten ist die LED nicht mittig unter der Tastenbeschriftung angebracht, z.B. der Enter-Taste auf dem Num-Block. Die Schrift auf der Taste leuchtet rechts wesentlich heller als links.
Wählt man weiß als Farbe für die Tastenbeleuchtung aus, hat man einen sichtbaren Farbverlauf zwischen Rot und Blau auf jeder Taste.
Anstrengend für die Augen ist außerdem die Tatsache, dass die Tasten nicht gleichmäßig beleuchtet werden, auch nicht bei voller Helligkeit. Nimmt man ein Video von der Tastaturbeleuchtung mit der Slow-Motion-Funktion eines Handys auf, so kann man sehen, dass die Tasten zeilenweise für einen kurzen Moment aufleuchten, etwa zwölf Mal in der Sekunde. Das sieht man zwar nicht wenn man direkt auf die Tastatur schaut, aber das Flimmern nimmt man wahr wenn man mit den Augen eine Bewegung auf dem Bildschirm verfolgt und die Tastatur nur peripher sieht. Auch das sind feine Details, die ich in dieser Preislage nicht haben will.
Das Programm, mit dem man die Beleuchtung der Tastatur steuern kann, nennt sich GIGABYTE Fusion. Wie auch schon der Smart Manager, so startet dieses Programm sehr langsam. Es können nach dem Start diverse Animationen für die Tastaturbeleuchtung festgelegt werden, wobei sich neben der Helligkeit oft auch weitere Parameter einstellen lassen, z.B. Geschwindigkeit oder Richtung. Die meisten Animationen sind aber hässlich und nerven. Neon (langsamer Farbwechsel durch verschiedene, vordefinierte Farben) und Wave (Regenbogenfarben, die wahlweise längs oder quer über die Tastatur laufen) sind die einzigen Animationen, die schön genug und dezent genug sind, dass man sie auch für längere Zeit einschalten möchte.
Nun kommen wir aber zu den vielen Schwächen von Fusion.
Erstens: Es ist möglich für unterschiedliche Programme unterschiedliche Beleuchtungsmodi einzustellen, inklusive in unterschiedlichen Farben aufleuchtende Tasten. So habe ich zum Beispiel eingestellt, dass nur die Tasten für die Funktionen ,,nächster Titel", ,,vorheriger Titel" und ,,Lautstärke" leuchten, wenn der VLC Media Player läuft. Das Problem ist aber, dass diese Tasten immer leuchten solange VLC läuft, auch wenn VLC im Hintergrund ist. Wenn also eine Musik-Playlist über VLC abgespielt wird, während ich im Netz surfe, leuchten die genannten vier Tasten. Im Browser bräuchte ich aber die normale Hintergrundbeleuchtung für die gesamte Tastatur. Das ist schlecht umgesetzt.
Zweitens: Fusion kann die Tastatur nicht statusabhängig beleuchten. Will heißen: es ist z.B. nicht möglich, dass durch das Aufleuchten der NumLk-Taste angezeigt wird, ob Num-Lock ein- oder ausgeschaltet ist. Ebenso wenig kann man den Nummernblock, in Abhängigkeit vom Num-Lock, in einer anderen Farbe beleuchten. Es ist auch nicht möglich, dass einzelne Tasten ihre Farbe ändern, wenn man z.B. Strg gedrückt hält. So könnte man in Office oder diversen Adobe-Tools wichtige Tastenkürzel hervorheben. Da sich dieser Laptop aufgrund des Formates und Preises wohl eher an Kreative, Programmierer und Freelancer richtet, als an reine Spieler, ist das unverständlich.
Drittens: Einzelnen Tasten lassen sich keine individuellen Animationen zuweisen. Beispiel: Ein DJ benutzt den Laptop um seine Aufführung zu machen. Mit einigen Tasten kann er Effekte auslösen oder Samples abspielen. Da wäre es praktisch, wenn einzelne Tasten nach dem betätigen eine Animation abspielen würden, die Tastatur sonst aber normal beleuchtet ist. Es gibt auch das ein oder andere Spiel, wo ich ein visuelles Feedback über die Tastatur beim Drücken spezifischer Tasten gut finden würde. Auch das geht nicht und zeigt, dass sich der Hersteller wenig mit den potentiellen Nutzungsszenarien auseinandergesetzt hat.
Viertens: Man kann immerhin jeder Taste ihre eigene Farbe zuweisen. Blockweise geht das auch, in dem man in GIGABYTE Fusion um mehrere Tasten einen Rahmen zieht. Die Software hat allerdings einen Bug: Beim Ziehen eines Rahmens wird die linke Shift-Taste nicht selektiert. Die Tastatur hat außerdem nur 5 Speicherplätze für individuelle Beleuchtungsmuster. Wer also ein paar Office-Programmen, Grafikprogrammen, einem Media Player und einer kleinen Auswahl von Spielen eigene Beleuchtungsmuster zuweisen will, kommt mit den 5 Speicherplätzen definitiv nicht aus.