Guten Morgen,
sehr gern habe ich Ihnen und auch allen Mitleserinnen und Mitlesern einen kleinen Einblick gegeben. Und ich stelle mich auch gerne der Diskussion. notebookcheck macht ja vor allem aus, dass wir für die Leser arbeiten, dass wir keinen großen Verlag hinter uns stehen haben, der eigene Businessinteressen hat oder ein Influencer sind, der sich nicht unbedingt an journalistische Sauberkeit halten will.
Unsere ganze Seite ist ja darauf ausgelegt, den Lesern Fakten nahezubringen und sie auch zu erläutern. Aber was passiert, wenn wir Testberichte mit 20.000 Zeichen oder 10-minütige YouTube-Videos mit hunderten Fakten veröffentlichen? Die Leute fragen danach in den Kommentaren: Ja und welches Notebook/Smartphone/Tablet soll ich jetzt kaufen? Wir mussten irgendwann aufhören, auf die dutzenden Emails pro Woche zu antworten mit Beratungsanfragen, weil wir sonst nichts anderes mehr machen würden. Manche Menschen können oder wollen nicht selbsttätig in einer Datenbank oder nicht einmal mit bereitgestellten Tools recherchieren, sie wollen sich nicht anschauen, was eine Seite anbietet, um die richtige Kaufentscheidung zu treffen. Von denen, welche unsere Seite gerne nutzen und selbst zu den Fakten recherchieren, hören wir so gut wie nie, wir können es halt nur am Erfolg der Seite ablesen.
Und natürlich präsentieren wir auch in den Fotovergleichen Fakten: Die Bilder und Videos an sich sind ja schon Fakten und werden dann eben auch noch einmal eingeordnet. Bei jedem Gerät ist auch der ausführliche Testbericht verlinkt, in welchem man sich über weitergehende Fakten informieren kann. In dem Jahresrückblick habe ich die einzelnen Smartphones dann nochmals eingeordnet und einen kurzen Überblick über meine Eindrücke gegeben.
Die Rückmeldungen, die ich bisher bekommen habe, sind, dass es auch für informierte Nutzer sehr hilfreich ist, die Bilder direkt gegenübergestellt zu sehen, dazu eben die Bilder downloaden und auswerten zu können. Gleichzeitig kann ich die Artikel auch nicht so lang machen, wie ich will, sie werden (teils manuell!) in bis zu 13 Sprachen übersetzt und auch das muss bezahlt werden. Da die Kollegen pro übersetztem Wort ihr Geld bekommen, gibt es hier Beschränkungen bei der Artikellänge seitens der Plattform. Gleichzeitig sehen wir auch, das Artikel ab einer bestimmten Länge weniger gelesen werden. Das ist traurig, aber nunmal auch ein Fakt. Und es ist uns schon zu einem gewissen Grad egal, nur müssen wir darauf ebenfalls ein wenig eingehen, sonst können wir die Plattform irgendwann nicht mehr betreiben.
Ich kann gerne versuchen, die Panorama-Aufnahmen in einigen der Tests unterzubringen. Einige sind schon fotografiert, aber ich werde es in Zukunft berücksichtigen. Wie gesagt, muss die Länge des Artikels aber leider im Rahmen bleiben.
Ein Indiz für das zurückgehende Interesse an Fakten ist eben auch, dass unsere Daten zeigen, dass immer mehr Menschen über Suchmaschinen auf unsere Seite kommen, also mehr oder weniger zufällig. Die Zahl der direkten Aufrufe geht leider immer weiter zurück. Wie schon gesagt hätten auch wir es gerne anders, aber gleichzeitig ist es ein Ansporn, sich eben auch neue Formate auszudenken und über die Plattform hinauszudenken.
Das Argument "Sie müssen es ja nicht lesen" stimmt natürlich, ich mag es aber nicht sonderlich: Schließlich wollen wir ja für möglichst viele unserer Leser ein Umfeld schaffen, in dem sie das finden, was sie suchen und was für sie hilfreich ist. Und mit diesem Satz kann man konstruktive Kritik natürlich auch einfach erschlagen. Gleichzeitig kann es schon sein, dass nicht jedes unserer Formate Ihrem Geschmack entspricht – "Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann", sagte schon meine Oma.
Da wir von den Bestandslesern leider immer weniger leben können, müssen wir uns nach außen öffnen. Das muss aber nichts Schlechtes sein, sondern es entsteht hoffentlich eine Plattform, welche eben einfach reicher ist an Formaten. Und so können wir unsere Datenbank mit Einträgen zu beinahe jedem Laptop, Smartphone und Tablet, welche in den letzten 20 Jahren auf den Markt gekommen sind, besser für möglichst viele Menschen nutzbar machen.
Wir haben uns auch daran gewöhnt, dass uns vorgeworfen wird, dass wir von den Herstellern bestochen werden. Dass wir nach 20 Jahren nicht wissen würden, wie wir unsere Arbeit machen müssen, weil jemand mit einem 20-Euro-Gadget von Aliexpress andere Messwerte ins Internet gestellt hat. Aber mich persönlich ärgert es schon immer noch, wenn Vorwürfe gemacht werden, wie in Ihrem Fall, dass wir es nur machen würden, um Steuern zu sparen. Weil wir eben unabhängig sind und hauptsächlich für Sie als Leser arbeiten. Gleichzeitig müssen wir aber, wie Sie schon sagen, jeden Tag den schmalen Grat gehen aus Zufriedenheit der Leser, Verpflichtung gegenüber der Wahrheit, einer fairen Zusammenarbeit mit den Herstellern, journalistischem Ethos und, ja, dem lieben Geld.
Dass das bei manchen News-Berichten nicht immer optimal gelingt, das wird bei uns auch intern heiß diskutiert und im Falle eines Falles auch abgestellt. Gleichzeitig können wir nicht jede Wissenlücke bei einem Leser vorhersehen und Ihre Aussage zeigt ja, dass sich viele Menschen darüber bewusst sind, dass diese Bilder nachbearbeitet sein können.
Gleichzeitig kann es aber auch einfach sein, dass sich richtig gute Fotografen viel Zeit genommen haben, um mit dem Handy ein richtig gutes Foto zu schießen, das ist mittlerweile ja auch mit den Smartphones möglich. Und gerade die chinesischen Hersteller liefern im Moment in Sachen Bildqualität meiner Einschätzung nach die meisten Innovationen.
Nachweisen können wir es den Herstellern nicht, wie sie vorgehen. Und selbst ein tagelanges Shooting ist ja in gewisser Weise unrealistisch, weil sich viele Menschen diese Zeit eben nicht nehmen können oder wollen. Wir können nur unsere eigenen Fakten in Form von eigenen Bilder dagegenstellen, was wiederum ein starkes Argument für meine Reiseberichte mit dutzenden Bildern in unterschiedlichen Situationen ist.
Viele Grüße
Quote from: Friends on April 13, 2025, 01:53:56Hallo Florian,
vielen Dank für Ihre sehr ausführliche Antwort und den kleinen Einblick hinter die Kulissen, damit wird einiges verständlicher!
Wenn ihr Kollege Daniel Schmidt nach seinem Test aber erst in den Kommentaren bestätigt dass die Panoramas von Samsungs Flagship Smartphone S25 Ultra (~1.300€) mangelhaft sind wäre der nächste Test, z.B. Ihr Spaziergang eine gute Gelegenheit gewesen dem auf den Grund zu gehen. Und ich bleibe bei meiner Ansicht dass Panoramas fix auch in das "technische Testprogramm" gehören oder wenigstens in die "Reisetests".
Warum können die Leser mit puren Fakten zu einem Gerät immer weniger anfangen? Vielleicht weil es ihnen keiner mehr erklärt. Dann ist so ein Reisebericht, quasi ohne Fakten, natürlich die leichtere Kost und man spricht eventuell mehr Leser an. Und nachdem Klicks die Währung für Erfolg oder Nichterfolg sind gewinnen solche "einfachen Berichte" natürlich. Welchen Eindruck sie bei den Lesern wirklich hinterlassen ist wahrscheinlich schwer nachvollziehbar aber auch nicht sonderlich wichtig, der Klick zählt.
Dazu kommt der Eindruck dass der eine oder andere Pressetext ohne Faktencheck als eigene Meldung veröffentlicht wird. Vor allem bei den chin. Smartphones werden bisweilen Bilder, die von den Herstellern in diversen Kanälen bereitgestellt/gestreut/geleaked werden, bereitwillig veröffentlicht ohne die Daten auf Plausibilität zu checken. Das ist dann, wenn man von journalistischer Arbeit ausgeht, grenzwertig. Und vor allem wenn man weiss dass die Leser sich nicht mehr für die techn. Details interessieren dann muss man gerade bei diesen Bildern genauer hinschauen und den Leser aufklären wenn die meist aussergewöhnlich guten Bilder nicht zu den bei den Bildern angeführten Metadaten passen.
Es ist schon klar dass Notebookcheck u.a. mit Werbeeinnahmen und Affiliate-Partnerschaften finanziert wird, was auch deutlich im Impressum genannt wird. Aber ohne zufriedene, wiederkehrende LeserInnen werden diese Einnahmen schwerer zu generieren sein. Es zählen die Klicks. Dass das angesichts der von Ihnen beschrieben Konkurrenz ein Ritt auf der Rasierklinge ist sollte auch jedem bewusst sein. Und auch das ist richtig wenn Sie erwähnen dass Notebookcheck gratis zugänglich ist. Und wenn man das in Betracht zieht dann müsste man sich von Seiten der Redaktion der Kritik gar nicht stellen, weil wem´s nicht passt der muss ja nicht wiederkommen, schön dass man sich dem Diskurs stellt, das ist nicht selbstverständlich!
Mit besten Grüßen!