Nach den letzten Meinungsartikeln ist dieser hier wieder... ich nenne meine Punkte:
Quoteüber die Köpfe der jungen, stolzen Soldat*innen hinweg
Der Autor möchte also gendern. Klarmachen, dass da nicht nur männliche Soldaten stehen, sondern auch weibliche, transse*uelle und nonbinäre. Einverstanden.
Was ist aber mit dem ersten Absatz des Artikels:
QuoteVampirklassikers. (...), weil die Betreiber den Zuschauern
Muss ich die jetzt alle männlich lesen, also es gibt weder Betreiberinnen, Zuschauerinnen noch Vampirinnen sowie auch nicht in Form anderer sozialgeschl*chtlicher Identitäten?
QuoteDie Szene trieft vor Action, Patriotismus und Kriegsverklärung und -verherrlichung. Und das in Deutschland!
Hier sehe ich das grundlegende Problem.
Seit Anfängen des Kinos hat niemand ein Problem mit Kriegsverherrlichung, Patriotismus und Co. Weder in Filmen, noch Serien, noch in Werbung. Nur bei Computerspielen.
Wieso jetzt; und wieso ist es eine Besonderheit bezüglich Deutschland?
QuoteDie Szene hätte so auch aus einem Trailer zu Call of Duty oder Battlefield stammen können. Oder aus dem Film Starship Troopers. Nur dass es hier nicht um Satire geht, es ist ernst gemeint.
Seit wann sind die Trailer von Call of Duty Satire? Die sind ernst gemeint.
Das ist übrigens der nächste Absatz nach vorherigem Zitat und zeigt wunderschön deutlich die Diskrepanz in der Argumentation. Der Autor hat keinerlei Probleme mit Kriegsherrlichung und Co - außer es betrifft die Bundeswehr.
Quotedass Politiker und Medien nach einem Schul-Attentat schnell die Videospiele und Videospieler (Frauen sind deutlich seltener Attentäter) als Sündenböcke heranzogen
Dieser Teil ist gleich auf zwei Ebenen falsch.
Erstens logisch. Wenn "Videospieler" entsprechend der Klammer explizit männlich gelesen werden sollen, dann ist der Inhalt der Klammer falsch. Denn Frauen sind niemals Attentäter. Geht nicht. Das sind Attentäter
innen.
Aber auch geschichtlich ist die Aussage falsch. Denn der Versuch die deutsche Sprache se*istisch zu diskriminieren ist sehr viel jünger als die letzten "Killerspiel-Debatten". Damals waren mit "Gamer" oder "Videospieler" noch alle gemeint. Es gab niemals die Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Spielern, wenn Verbote gefordert wurden.
Übrigens auch heute nicht. Es gibt keinen Politiker, der fordern würde, Shooter nur für männliche Gamer zu verbieten.
QuoteGleichzeitig wissen laut einer Studie 40 Prozent der 18 – 29-Jährigen heutzutage nicht, dass (...)
(Zitat wegen des Spamfilters gekürzt)
Was hat die dem Staat unterstehende Armee mit den zitierten Gräueltaten zu tun? Das war weder die Bundeswehr noch ihr Vorläufer. Und selbst wenn diese einen Anteil daran gehabt hätte: Möchte der Autor damit unterstellen, dass bei der Bundeswehr auch heute noch nur "politisch überzeugte Nachfahren" tätig sind?
Und hier komme ich noch mal auf die seltsame Diskrepanz zwischen Bundeswehr und allen anderen Armeen. Spätestens ab dem Punkt ergibt die im Absatz gemachte Verknüpfung dann keinen Sinn mehr.
Verstehe nicht, was der Absatz aussagen soll.
QuoteWenn ihr wirklich an der Unterscheidung zwischen dem künstlerischen Spiel mit der Gewalt in der Popkultur und echter Gewalt festhalten wollt,
Der Autor hat oben im Text selber geschrieben, warum die Gamingindustire diese Abgrenzung gemacht hat. Im Gegensatz zur Filmindustrie. Im Gegensatz zur Literaturindustrie.
Weil sie durch die populistische Verknüpfung von Computerspiel=Attent*ter dazu gezwungen wurde.
"Wirklich wollen" tut das keiner. Nie einer gewollt. Weil nicht notwendig. Warum auch? Diese Unterscheidung braucht es nicht. Weil es jedem denkenden Menschen klar ist.
Interessanterweise argumentiert der Autor hier auf einer Linie mit den Killerspielverbotspolitikern. Die Abgrenzung forderten, weil Kunst und Realität sonst das gleiche wäre. Nein, ist es nicht.
Und hier kommt gleich die Frage, wie sie während der "Debatten" immer wieder gestellt worden ist:
Wieso kann zwischen Kunst und Realität bei Film, bei Fernsehen, bei Büchern, bei Musik, bei Theater und jeder anderen Darstellungsform getrennt werden - aber nicht bei Computerspielen?
Diese Trennung, welche überall gleich ist, hebt der Autor mit seinem Satz auf.
Er sagt in anderen Worten: "Also entweder ihr grenzt euch ab, oder ihr unterstützt die reale Gewalt."
Das was Killerspielpolitiker jahrzehntelang selber gesagt haben, woraus die erzwungene Abgrenzung der Gamingindustrie dann entsprang. Heisst, der Autor geht 20 Jahre zurück und will nochmal von vorne über "Killerspiele" debattieren.
Es ist wirklich seltsam bis absurd, dass der Autor sich derart verrennt.
Ich verstehe den Text ein wenig so, dass er sich über Werbung für die Bundeswehr stört. Warum habe ich noch nicht verstanden.
Aber von "Ich mag keine Bundeswehrwerbung" zu "Kunst und Realität ist nur bei Computerspielen gleich, außer ihr distanziert euch wieder" ist eine Argumentationskette, die ich weder nachvollziehen noch im Text finden kann.
Eine Aneinanderreihung von Aussagen, die vielleicht emotional irgendwie zusammengehören sollen, aber logisch nicht passen. Vielleicht eben genau deshalb, weil der Autor emotional zwischen Computerspielen und jeder anderen Kunstform unterscheiden möchte.
Der Artikel über fehlende Innovation bei Notebooks krankte an einem fehlenden Vorschlag. Dieser Artikel hier hat einen klaren Vorschlag, aber keine dahinführende und nachvollziehbare Argumentation.
Für mich von den Meinungsartikeln der schlechteste.