Um der Reichweitenbewertung mal etwas Realitätsnähe zu geben sollte man m.E. noch das Folgende in Erwägung ziehen:
1. 120 km/h Durchschnitt ist zwar vernünftig, aber im Hinblick auf dieses Fahrzeug eher "Schleichfahrt".
2. Die 300 km Reichweite wurden am Ende geschätzt, vermutlich weil der Tester es nicht bis zum Ende "auskosten" wollte. So geht es wohl jedem, weswegen die 300 km mit Rücksicht auf die eigenen Nerven wohl kaum nutzbar sind. 260 km im Winter dürfte da wohl eher die Praxis repräsentieren.
3. Das Akku ist neu! Schon in wenigen Jahren sieht das anders aus. Wenn dann in vielleicht 4 Jahren zumindest 20% Kapazität fehlen (= noch kein Anspruch auf Garantie), endet eine solche Fahrt in der Praxis bereits bei rd. 200 km. Will man so was wirklich?
Eine zusätzliche Anmerkung noch: BMW gibt 8 Jahre oder 160.000 km Garantie bzw. min. 70% Restkapazitätsgarantie auf so ein Akku. Bin mal gespannt, ob der Austausch danach überhaupt noch möglich ist (der technische Fortschritt dürfte bis dahin zu anderen Akkus und einer leistungsfähigeren Ladeelektronik geführt haben, sodass derart "alte" Bauformen von Akkus (ob im Ganzen oder als Einzelzellen) nur noch schwer verfügbar sein dürften, denn auf Vorrat kann man die nicht viele Jahre lagern) oder ob er wirtschaftlich überhaupt sinnvoll ist. Die derzeitigen Preise und Reparaturzeiten lassen da jedenfalls nichts Gutes erwarten.
Statt Reichweitentests mit nagelneuen Fahrzeugen zu feiern, sollte man wohl eher die Langlebigkeit (=Nachhaltigkeit) solcher Fahrzeuge betrachten, denn es geht ja im Kern der Elektromobilität um Umweltschutz. Und eine, die lange Nutzbarkeit maßgeblich bestimmende Größe, ist nun mal eine den Alltagsansprüchen genügende Reichweite.
Noch zur Info: das durchschnittliche Alter aller Fahrzeuge in Deutschland betrug 2021 9,8 Jahre. Immerhin 18,7% sind sogar älter als 15 Jahre. Ob das auch mal für PKWs mit der derzeitigen Akkutechnik gelten wird, ist eher zweifelhaft.