Ich verstehe nicht, wozu man mehr als 2 braucht.
Das ist eine sehr gute Frage, über die ich mir auch schon einige Gedanken machte. Ich glaube dazu kommen mehrere mögliche Faktoren zusammen. Und dabei muss man dabei die Ingenieurs- und Manager-Sicht berücksichtigen.
Seitens des Intel-Ingenieurs wurden die CPU-Kerne immer in Reihe angelegt. Ein Ingenieur bleibt eher seinem Konzept/Sichtweise stecken, also seinem alten Konzept treu. So wie bei den Motoren. Wenn man ständig einen 8- oder 12-Zylinder-Reihenmotor entwirft, dann kommt nan nicht so schnell auf die Idee statt einen 6- oder 4-Zylinder mal einen 3-Zylinder-Motor zu entwefen. Bei Intel siehen die Andordnungen wie Motoren (2-Reihen 4-Zylinder) aus. Andererseits war beim (1+4)-Lakefield die E-Kerne in Reihe, was floppte. Vielleicht haben die Ingenieure daraus "gelernt" und aus einer Reihen eine Quadrat-(CCX)-Anordnung gemacht, und diesen CCX als fiktiven P-Kern in der Reihe angehängt. Wobei Lakefield eine Einreihige Reihen-Andordnung primär mit Atom-Kernen war. ARM war da wohl viel Flexibler. Wenn man sich die ARM-SoC-Designs ansieht, dann war die Big-Little-Kern-Anordnung wesentlich unsymetrischer.
Seitens der Manager könnte die überlegene Multi-Thread-Performance des RyZens tief in den Knochen gelegen sein, die vielleicht auf deutlichen Multi-Thread-Performance-Gewinn seitens der E-Kerne gedrängt haben. Im schlimmsten Falle, indem man tatsächlich den letzten P-Kern durch so einen [x4er]-E-Kern-Packt ersetzt hat. Also, einen (2+2[x4])-Alder-Lake als (4x0)-Tiger-Lake-U-Nachfolger oder der (6+2[x4])-Alder-Lake als (8x0)-Tiger-Lake-H-Nachfolger. Einzig der (8+2[x4])-Alder-Lake hat keinen direkten Vorgänger, aber mit (10+0)-Comet-Lake-S einen Vor-Vorgänger.
Anundfürsich ist das Hybrid-Konzept von Intel schon interessant.
Aber würde das Hybrid-Konzept wirklich funktionieren, so hätte auch im Gaming-Desktop ein (6+8)-Alder-Lake-S ausreichen müssen. Ich stelle mir eigentlich schon die Frage, ob das Hybrid-Konzept überhaupt funktioniert. Eine Mehr-Performance nur in reinen Multi-Thread-Anwendungen zu bekommen hat meiner Meinung nach nicht viel mit Hybrid zu tun, sondern primär Multi-Core. Eine GPGPU-Beschleunigung als Computing-Units führt genauso zu deutlicher Mehr-Performance und nicht nur zu einem geringen Stromverbrauch. Und wenn die Hybrid-Technik "nur" zu einem geringeren Stromverbrauch führt, wäre es für mich kein echter Hybrid sondern eher Hybrid-light. Ob das ARM-Big-Little-Konzept überhaupt besser ist, wissen wir ja nicht, weil die Single-Thread-Performance bei Smartphones nicht der ultimativer Maßstab war, sowie eine deutliche Effizienz-Steigerung bei kleinere Performance-Einbußung bei Smartphones sehr erwünscht ist. Selbst das 1:4 Verhältnis von P- zu E-Kernen, was es beim gescheiterten Lakefield gab sowie es beim (2+8)-Alder-Lake-U9-U15 geben wird, hat es beim ARM-Big-Little-Konzept nicht gegeben. AFAIK Entweder 1:2 (4+8) oder gleich auschließlich (0+8) E-Kerne, was zeigen könnte, dass der Ruf des Big-Little-Konzept schon lange viel besser war als der Ruf und deshalb entstand, weil ARM-Kerne generell verdammt effizient oder einfach nur stromsparend (=Low-Power bei Low-Performance) waren. Ich bin schon ziemlich gerade auf die (2+8)-Alder-Lake-Notebooks-Tests gespannt. Denn die Effizienz und Multi-Core-Performance-Steigerung eines (6+0)-Alder-Lake wäre mit +9% IPC und +10-15% Intel-7-Effizienz-Steigerung sowie die Effizienz-Steigerung mit einem "Mehr-Kern-Konzept" (+5-12%? Effizienz bei 6x 3,0 Ghz statt 4x 4,0 Ghz) wäre mit +25-40% auch nicht wenig gewesen.
Zu Hybrid-Technik wäre der Bezug zu Jim Keller nicht uninteressant, der von April-2018 bis Juni-2020 bei Intel war und Intel aus "persönlichen" Gründen verlassen hat. In den Monaten vor dem Alder-Lake-Relase dachte ich mir bei den Marketing-Folien auf Hot-Chips & Co sowie dem Leaks, ob nicht Jim Keller die E-Kerne entwickelte, während Intel in alter Manier selber an den P-Kernen weitermachte. Offensichtlich hat sich das nicht bestätigt, weil sich Intel-Angaben von 1 P-Kern = Fläche von 4 E-Kernen sich als Falsch darstellen. So eine Aussage hätte Jim Keller eher bekämpft als ausgesprochen.
Lange Rede kurzer Sinn,
es ist auch merkwürdig, dass die Next-Gen-CPU nach vielen vielen Jahren erstmals im Desktop-Markt am Markt kommt, obwohl der Desktop-Vorgänger nur 7 Monate davor, aber der Tiger-Lake-U schon 14 Monate vorgestellt wurde.